Liebe Nicole, es freut uns, dass wir Dich als spannende Interviewpartnerin gewinnen konnten. Gerade zu dem Thema Unternehmen aufbauen haben viele unserer Leser ein hohes Interesse. So manch einer spielt mit dem Gedanken, sich haupt- oder nebenberuflich selbstständig zu machen.

Du hast Dich 2015 mit einer eigenen Unternehmensberatung Go4Business selbstständig gemacht, nachdem Du 20 Jahre lang für die Automobilzulieferindustrie gearbeitet hast. Was waren Deine Beweggründe dafür?

Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, mir irgendwann etwas Eigenes aufzubauen. Ich wollte etwas bewegen und eigene Entscheidungen treffen, mit allen Konsequenzen. Im Unternehmen war das nur bedingt möglich. Nachdem ich dann in 2014 nebenberuflich meine Promotion abschließen konnte und im damaligen Unternehmen für mich keine Weiterentwicklungschance mehr gesehen hatte, habe ich mir gesagt: Wenn ich es jetzt nicht tue, wann dann? Für mich war das der perfekte Zeitpunkt. Ich durfte auf eine langjährige Erfahrung im Angestelltenverhältnis zurückblicken, war mit einer Top-Qualifikation ausgestattet und motiviert, bis in die Haarspitzen etwas Neues zu wagen. Mein Wunsch nach Unabhängigkeit war ein weiterer wesentlicher Grund, der zu meiner Entscheidung beigetragen hat.

Immer wieder hört man davon, dass man als Selbstständige(r) nicht nur selbst und ständig arbeitet, sondern dass auch 9 von 10 Start-ups scheitern. Wie war Deine Erfahrung? Hat alles auf Anhieb funktioniert und welche waren Deine größten Herausforderungen?

Ganz und gar nicht. Aber wer motiviert an die Sache geht, der steckt auch Rückschläge leichter weg. Gerade anfangs war da eine Idee, aber null Bekanntheitsgrad und keinerlei Erfahrung im Verkauf. Wie das alles funktioniert, musste auch ich erstmal von der Pike auf lernen. Neben der Vermarktung waren für mich die größten Herausforderungen aus der Idee klare Produkte und Dienstleistungen zu gestalten sowie das Alleinstellungsmerkmal zu definieren.  

Was sind aus Deiner Sicht die größten Herausforderungen für junge Start-ups? Warum scheitern so viele von ihnen und was können diese tun, um sich davor zu wappnen?

Nach meiner Meinung ist es tatsächlich so, dass viele der Gründer und Start-ups da draußen einfach zu schnell aufgeben. Das schnelle Geld zu machen klappt schließlich bei den wenigsten. Umso wichtiger ist, dass man an seine Ziele glaubt und Durchhaltevermögen mitbringt. Wer wirklich eine Vision hat, der hat auch Spaß an dem was er tut. Und das ist die beste Voraussetzung um einen langen Atem zu haben. Gerade am Anfang muss man Andere erst noch von der eigenen Idee überzeugen und sich einen Namen machen. Flexibilität und Kritikfähigkeit gehören ebenfalls dazu. Wer seine Idee nicht in Stein gemeißelt sieht, kann besser auf Veränderungen und Kundenwünsche eingehen und sich auf diesem Wege weiterentwickeln.

Hat sich Deine Entscheidung, sich 2015 selbstständig zu machen, in der Retrospektive gelohnt? Gibt es etwas, was Du heute anders machen würdest?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Heute kenne ich ja meine Fehler und beim zweiten Mal würde ich diese natürlich vermeiden. Insbesondere wäre das, viel früher ins Machen zu kommen. Mein Hang zum Perfektionismus hat mich immer wieder Runden drehen lassen, bevor ich mit etwas an den Markt getreten bin. Heute bin ich der Meinung, dass man sich davon frei machen muss. Machen, dabei lernen und sich und seine Angebote stetig weiterentwickeln, das ist aus meiner heutigen Sicht der erfolgversprechendste Weg. Was natürlich nicht heißen soll, unvorbereitet Geschäfte zu machen. Nur irgendwann sollte man eben von der Vorbereitung in die Umsetzung kommen.

Warum sollten sich unsere Leser selbstständig machen? Und vor allem: Wer sollte sich selbstständig machen und wer lieber nicht? Welche Vorteile hat es, selbstständig zu sein?

Für alle diejenigen, denen Freiheit und Unabhängigkeit wichtig sind, kann die Selbstständigkeit eine gute Möglichkeit sein, diese Werte zu leben. Voraussetzung dafür ist allerdings, auch ein Scheitern zu akzeptieren und aus seinen Fehlern zu lernen. Nicht aufgeben und immer wieder aufstehen sollte die Devise sein. Ich bin davon überzeugt: Jeder Unternehmer, der das beherzigt, wird auch irgendwann Erfolg haben. Ohne eine gewisse Risikobereitschaft, Engagement für die eigene Sache und einem kühlen Kopf auch in problematischen Situationen sollte man es hingegen bleiben lassen.  

Die Vorteile in der Selbstständigkeit sind aus meiner Sicht eindeutig, die Freiheit und Unabhängigkeit in dem, was man tut.  Wer dann noch tut was er liebt, der liebt was er tut. Das beste Erfolgsrezept.

Mittlerweile hast Du auch Dein erstes Buch herausgebracht: „Tuning für Ihr Unternehmen: Mit der richtigen Unternehmensstruktur – nicht nur finanziell – reich und unabhängig werden!“. Was können Selbstständige und die, die es werden wollen, in Deinem Buch lernen?

Sie lernen die Möglichkeiten kennen, die eine Holding-Struktur für jeden Unternehmer bringen kann. Diese Unternehmensstruktur ist eben nicht nur für Großunternehmen geeignet, sondern kann bereits für Gründer und kleinere Unternehmen interessant sein. Neben Risikominimierung, erleichtertem Vermögensaufbau und -erhalt erfährt der Leser meines Buches, was wie funktioniert und welche Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen.

Gerade für Start-ups sind mit einer Holding-Struktur viele Möglichkeiten im Bereich von Gesellschaftsbeteiligungen gegeben. Dies kann insbesondere wichtig werden, wenn mehrere Personen gemeinsam gründen möchten oder Finanzgeber Gesellschaftsanteile erhalten sollen.

Holding für Unternehmen, Gründer und Startups

Neben Deiner reichhaltigen Erfahrung bist Du auch studierte Wirtschaftsjuristin und promovierte Juristin. Wann ist der beste Lebensabschnitt, sich selbstständig zu machen? Nach der Schule, nach dem Studium oder nachdem man erste Arbeitserfahrung gesammelt hat? Gibt es überhaupt so etwas wie einen perfekten Zeitpunkt?

Da kann ich nicht wirklich aus eigener Erfahrung sprechen, da Studium und Beruf bei mir immer parallel gelaufen sind. Beide meiner Studiengänge habe ich nebenberuflich absolviert, so dass ich theoretisch gesammeltes Wissen auch fast immer praktisch anwenden konnte. Ich schätze mich heute sehr glücklich, auf meine gesammelten Erfahrungen zurückgreifen zu können.

Grundsätzlich ist es nie zu früh, eine gewisse Erfahrung sollte man aber schon mitbringen. Bei dem einen mag schon eine Ausbildung ausreichend sein, bei anderen ein Studium oder Berufserfahrung im Bereich der angestrebten Selbstständigkeit. Ohne jegliche Vorkenntnisse würde ich von dem Schritt in die Selbstständigkeit allerdings abraten. Den perfekten Zeitpunkt gibt es aus meiner Sicht nicht. Schlussendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, wann er sich bereit fühlt, etwas zu wagen.

Gibt es etwas, was Du unseren Lesern gerne mit auf den Weg geben möchtest?

Denke groß und glaube an Dich. Das ist in jedem Fall eine Einstellung mit der man weiterkommt. Sucht Euch Gleichgesinnte oder mindestens einen Sparring-Partner, mit dem Ihr Euch austauschen könnt. Das sollte eine Person sein, die mitreden kann und ihre Erfahrungen gerne mit Euch teilt. Das kann ein befreundeter Unternehmer oder auch ein engagierter Coach sein, der Euch auf Eurem Erfolgsweg begleitet.

Dr. Nicole Hermann von Go4Business

Wie können Dich interessierte Leser kontaktieren und was kann Go4Business für sie tun?

Ich bin per eMail über nicole.hermann@go4business.org oder über die Social Media Kanäle LinkedIn und Xing erreichbar. Wer sich mit mir vernetzen möchte, den lade ich hiermit herzlich ein mir dort eine Kontaktanfrage zu senden. Alle meine Kontakte werden mit regelmäßigen Neuigkeiten über meine Business Entwicklung belohnt.

In Kürze wird es noch einige neue Produkte und Coaching-Programme speziell für Gründer und Start-ups in Deutschland von mir persönlich geben. Neuigkeiten dazu werde ich über meine Social Media Kanäle bekannt geben. 

Go4Business steht für Unternehmer, welche Ihre Chancen in Europa nutzen wollen. Unternehmer, die über den deutschen Tellerrand blicken und ihr Unternehmen mit Vorteilen aus dem EU-Ausland betreiben wollen. Für diese Unternehmer steht Go4Business von der Auswahl bis zur Umsetzung als Partner zur Seite. Unser Favorit dabei ist Spanien mit vielfältigen Möglichkeiten. So kann man beispielsweise mit einer spanischen GmbH auch in Deutschland tätig werden, und zwar mit einem weitaus geringeren Haftungskapital als mit einer deutschen GmbH (3.600 Euro statt 25.000 Euro). In bestimmten spanischen Regionen erhält man als Unternehmer, welcher vor Ort Arbeitskräfte einstellt (mind. 3) und Kapital investiert (50.000 Euro) großartige Steuervorteile (4 % Körperschaftssteuer – zum Vergleich in D: 15%).

Vielen Dank, Nicole, dass Du Deine Zeit und Dein Wissen mit uns und unseren Lesern geteilt hast.

Zu dem Buch von Nicole geht es hier: Tuning für ihr Unternehmen!

Wie sieht es bei Dir aus? Hast Du schon Start-up-Erfahrungen gemacht und mit welchen Hürden musstest Du überwinden? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!