Vielleicht geht es Euch auch so? Ihr bekommt immer wieder Anzeigen von irgendwelchen Pseudo-Finanz-Gurus, die im Lamborghini vor ihrer Yacht parken, sich im Sonnenuntergang in Champagner baden und Euch irgendwelche unseriösen Angebote machen möchten wie “mit nur 4.000€, die Du in MEIN bescheidenes Multi-Level-Trader-Netzwerk einzahlst, wirst Du schon in 3 Monaten dasselbe Leben haben wie ich – in völliger Freiheit, zwischen Palmen und braungebrannten Beach-Bodys!”

Leider wird dadurch ein Finanzinstrument, das auch in meinem (Chris) Studium der Finanzwirtschaft eine zentrale Rolle gespielt hat, richtiggehend diffamiert – sogenannte Derivate. Da wir bis dato wenig über Optionen auf unserem Blog gesprochen haben, darin aber durchaus große Möglichkeiten liegen, konnten wir mit Matthias Hubatschek von www.optionenhandeln.de einen Experten für dieses Thema gewinnen. Er hat für Dich einen Beitrag zusammengestellt, der sowohl ein theoretisches Fundament legt als auch auf Risikomanagement eingeht, Chancen und Risiken abwägt und mithilfe eine Optionsstrategie-Map ganz konkrete Parameter an die Hand gibt, die es Anlegern ermöglicht, strategisch vorzugehen.

Wir wünschen Dir viel Spaß beim Lesen, wichtige Erkenntnisse und guten Erfolg bei der Umsetzung!

Vielseitige Instrumente für maßgeschneiderte Anlagestrategien

Optionen sind äußerst flexible Finanzderivate, die es Anlegern ermöglichen, ihre Anlagestrategien präzise auf ihre individuellen Bedürfnisse und Markterwartungen abzustimmen. Im Gegensatz zu klassischen Aktieninvestments, bei denen man lediglich auf steigende oder fallende Kurse setzen kann, eröffnen Optionen ganz neue Dimensionen. Mit ihnen profitierst du nicht nur von Kursbewegungen, sondern auch vom Zeitwert und der impliziten Volatilität des Basiswerts.

Zwei Hauptarten: Calls und Puts

Es gibt zwei grundlegende Arten von Optionen: Call-Optionen und Put-Optionen. Eine Call-Option gewährt dem Käufer das Recht, den zugrunde liegenden Basiswert (z.B. eine Aktie) zu einem festgelegten Preis (Ausübungspreis) zu kaufen. Trader, die Calls erwerben, spekulieren in der Regel auf steigende Kurse des Basiswerts. Umgekehrt verleiht eine Put-Option dem Inhaber das Recht, den Basiswert zu einem vorab definierten Preis zu verkaufen. Puts werden häufig von Anlegern gekauft, die einen Kursrückgang erwarten oder ihr Portfolio gegen Verluste absichern möchten.

Hedging: Die konservative Nutzung von Optionen

Eine der defensivsten Anwendungen von Optionen ist das Hedging, also die Absicherung von Aktienpositionen. Anleger nutzen Puts, um sich gegen einen möglichen Wertverlust ihrer Aktienbestände zu wappnen. Dieser Mechanismus funktioniert ähnlich wie eine Versicherungspolice: Gegen Zahlung einer Prämie schützt der Put den Anleger vor Verlusten, die über einen bestimmten Punkt hinausgehen. Sollte der Aktienkurs fallen, steigt der Wert des Puts, was den Verlust in der Aktienposition ausgleicht. Beim Hedging ist es entscheidend, den Nominalwert deiner Position zu kennen. Dieser entspricht dem Gesamtwert der zugrunde liegenden Aktien, die effektiv an der Börse gehandelt werden.

Nominalwert berechnen

Nominalwert = Anzahl der Optionen x 100 x Ausübungspreis der Optionen

Beispiel: Du kaufst eine Option auf die Aktie XYZ zum Preis von 1,50 Euro. Für diese Position zahlst du 150 Euro (1,50 Euro x 100 Aktien). Dabei hast du dich für einen Ausübungspreis von 50 Euro pro Aktie entschieden. In diesem Fall bewegst du einen Nominalwert von 5.000 Euro (1 Option x 100 Aktien x 50 Euro Ausübungspreis). So entsteht der “Hebel” von Optionen im Vergleich zu Aktien.

Einkommensstrategien durch Optionsverkäufe

Eine weitere beliebte Methode ist der Verkauf von Optionen, um laufende Erträge zu generieren – das sogenannte Stillhaltergeschäft. Beim Verkauf einer Option erhält der Verkäufer (Stillhalter) die Prämie als Einkommen. Eine gängige Strategie hierfür ist der Verkauf von Covered Calls. Dabei verkauft der Inhaber einer Aktie Call-Optionen auf diese Aktie und streicht die Prämien ein. Wenn die Aktie unter dem Ausübungspreis bleibt, darf der Stillhalter die Prämie behalten und zusätzliches Einkommen generieren, ohne die Aktien zu verlieren.

Fortgeschrittene Trader kombinieren häufig mehrere Optionen zu komplexen Strategien wie Spreads, Straddles und Strangles, um von spezifischen Marktlagen zu profitieren. Diese Strategien können genutzt werden, um auf Veränderungen der Volatilität oder bestimmte Kursrichtungen zu setzen.

Vorteile für Aktionäre: Absicherung und Renditeverbesserung

Jeder Aktionär sollte die Funktionsweise von Optionen verstehen, denn sie bieten die Möglichkeit, Portfolios abzusichern und die Rendite zu optimieren. Angenommen, du hältst 100 Aktien, die bald eine Dividende ausschütten. Da du davon ausgehst, dass die Aktie am Ex-Dividenden-Tag aufgrund des Dividendenabschlags fallen wird, kaufst du einen Put. Die Aktie fällt, du verkaufst den Put mit Gewinn, behältst die Aktie langfristig und kassierst die Dividende. Durch diesen Mechanismus verringerst du die Schwankungen deines Portfolios und erhöhst gleichzeitig die Gesamtrendite. Deine Sharpe Ratio, also die Qualität deiner Renditen, verbessert sich folglich.

Alternativ könntest du auch einen Covered Call aufsetzen, indem du einen Call auf deine 100 Aktien verkaufst. Dadurch streichst du die Prämie aus dem Call-Verkauf ein und erhöhst deine Rendite, falls die Aktie fällt.

Statistisch gesehen: Die Chancen stehen gut

Doch warum sind solche Einkommensstrategien mit Optionen oft profitabel? Ein Hauptgrund ist die Mean Reversion, also die Tendenz zur Mittelwertumkehr der impliziten Volatilität. Diese spiegelt die vom Markt erwartete Schwankungsbreite eines Wertpapiers wider und ist ein entscheidender Faktor bei der Preisbildung von Optionen.

Historisch gesehen neigt die implizite Volatilität dazu, höher zu sein als die tatsächlich realisierte Volatilität des Basiswerts. Dieses Phänomen wird als Volatilitätsrisikoprämie bezeichnet und kann für Verkäufer von Optionen vorteilhaft sein. Wenn die implizite Volatilität hoch ist, sind auch die Optionsprämien höher, da das Risiko größerer Preisbewegungen einkalkuliert wird. Statistisch wird die Volatilität in solchen Phasen jedoch oft als überkauft angesehen – sie ist also höher als sie realistischerweise sein sollte.

Wenn die Marktteilnehmer erkennen, dass die erwarteten starken Schwankungen nicht eintreten, tendiert die implizite Volatilität dazu, zur historischen oder tatsächlichen Volatilität zurückzukehren. Du profitierst als Händler letztlich wie eine Versicherung von der Angst der Marktteilnehmer. Optionsverkäufer erhalten eine Prämie für ein Risiko, das oft als größer eingeschätzt wird, als es tatsächlich ist. Wenn sich die Märkte beruhigen und die implizite Volatilität zurückgeht, verringert sich auch der Wert der Optionen. Da du als Verkäufer bereits die Prämie eingenommen hast, kannst du von diesem Wertverfall profitieren, solange sich der Basiswert nicht über den Ausübungspreis (bei Calls) oder unter den Ausübungspreis (bei Puts) bewegt und die Option nicht ausgeübt wird.

Aktien kaufen und dafür bezahlt werden: Cash Secured Puts

Eine beliebte Methode, um Aktien zu erwerben und dabei Prämien zu kassieren, sind die sogenannten “Cash Secured Puts”. Dabei verkaufst du eine Put-Option auf eine Aktie, die du gerne in dein Depot aufnehmen möchtest. Gleichzeitig hältst du genügend Bargeld bereit, um die Aktien zum Ausübungspreis kaufen zu können, falls die Option ausgeübt wird. Diese Strategie wird oft von Tradern angewendet, die bereit sind, den Basiswert zu einem bestimmten Preis zu erwerben und gleichzeitig Einkommen durch das Einstreichen der Prämien zu generieren.

So funktioniert es:

1. Du wählst eine Aktie aus, die du gerne besitzen möchtest, und einen Ausübungspreis, zu dem du bereit bist, sie zu kaufen.

2. Du verkaufst eine Put-Option auf diese Aktie und erhältst die Prämie sofort (Credit).

3. Falls die Aktie am Verfallstag über dem Ausübungspreis liegt, verfällt die Option wertlos und du behältst die gesamte Prämie.

4. Sollte der Aktienkurs unter den Ausübungspreis fallen und die Option ausgeübt werden, bist du verpflichtet, die Aktien zum vereinbarten Preis zu kaufen. Das Bargeld, das als Sicherheit hinterlegt wurde, wird verwendet, um den Kauf zu tätigen.

Beim ungedeckten Verkauf (Naked Writing) verkaufst du eine Option, ohne den Basiswert zu besitzen oder eine entgegengesetzte Position im Portfolio zu haben. In diesem Fall würde der Verkauf als Margin Trade betrachtet werden, da du möglicherweise verpflichtet bist, den Basiswert zu einem späteren Zeitpunkt zu liefern und daher eine Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegen musst.

Bull Put Spread: Erträge bei begrenztem Risiko

Der Bull Put Spread ist eine weitere Einkommensstrategie, bei der du eine Put-Option verkaufst (höherer Ausübungspreis) und gleichzeitig eine weitere Put-Option mit niedrigerem Ausübungspreis kaufst. Diese vertikale Spread-Strategie begrenzt dein Verlustpotenzial, da der maximale Verlust auf die Differenz zwischen den Ausübungspreisen abzüglich der erhaltenen Nettoprämie zuzüglich Gebühren beschränkt ist.

Vorgehensweise:

1. Du verkaufst eine Put-Option (höherer Strike) und kassierst die Prämie.

2. Gleichzeitig kaufst du eine Put-Option mit einem niedrigeren Strike, wodurch ein Teil der Prämie für den verkauften Put ausgegeben wird.

3. Der maximale Gewinn ist auf die erhaltene Nettoprämie begrenzt, die sich aus der Differenz der Prämien der verkauften und gekauften Puts ergibt.

4. Der maximale Verlust tritt ein, wenn der Kurs des Basiswerts unter den niedrigeren Ausübungspreis fällt. Dieser Verlust ist jedoch durch den Kauf des niedrigeren Puts begrenzt.

Bei dieser Strategie setzt du auf ein positives Theta und eine leicht positive Kursentwicklung. Theta zeigt an, wie stark der Preis einer Option mit der Zeit sinkt, solange alle anderen Faktoren gleich bleiben – ein Effekt, der auch als Zeitwertverfall bezeichnet wird. Optionsverkäufer profitieren vom Zeitwertverfall, da sie die Option zu Beginn verkaufen und eine Prämie dafür erhalten. Mit jedem Tag, der vergeht, verliert die Option an Wert. Wenn du die Option bis zum Ablauf halten kannst und sie nicht ausgeübt wird, verfällt sie wertlos und du behältst die gesamte anfänglich erhaltene Prämie.

Risikomanagement: Der Schlüssel zum langfristigen Erfolg

Das Wichtigste im Optionshandel ist es, große Verluste zu vermeiden. Der häufigste Fehler bei Anfängern sind zu hohe Positionsgrößen gefolgt von fehlenden Exit-Strategien. Betrachte folgende Statistik: Um einen 50-Prozent-Verlust auszugleichen, musst du 100 Prozent Rendite erwirtschaften. Genau deshalb sind Risiko- und Money-Management die wichtigsten Aspekte für langfristigen Erfolg im Handel.

Die oberste Prämisse im Money-Management ist die Kapitalerhaltung. Trader sollten nur einen kleinen Prozentsatz ihres Gesamtkapitals für einzelne Trades riskieren. Eine gängige Regel ist es, nicht mehr als 1 bis 5 Prozent des Portfoliowertes für eine einzelne Position zu riskieren. Dies hilft, das Risiko zu streuen und verhindert, dass ein einziger Verlust das gesamte Portfolio beeinträchtigt.

Achte hier auf den maximalen Verlust deiner Position als absolute Kennzahl. Grundsätzlich geht es beim Trading darum, deine Meinung als Anleger zu positionieren. Im Vordergrund jeder Meinungsbildung sollte eine klare Analyse auf fundamentaler, technischer und sentimentaler Ebene stattfinden. Anschließend solltest du die erwartete Richtung von Kurs, Volatilität und Zeitwert einschätzen, um abzuwägen, welche Strategien Sinn machen, um von deiner Meinung zu profitieren.

Als Verkäufer verfolgst du primär das Ziel, Optionen mit hoher Volatilität zu identifizieren. Wichtig ist jedoch, alles in Relation zu betrachten. Die Börse ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten. Letztendlich geht es darum, die Wahrscheinlichkeiten auf deine Seite zu bringen. Wie ist die Volatilität im Gesamtmarkt? Wie verhält sich die implizite Volatilität des Basiswerts im Verhältnis zu ihrer historischen Volatilität? Welche Laufzeiten haben die höchste implizite Volatilität?

Vorkehrungen treffen: Exits, Reparaturen und Bracket-Orders

Selbst wenn eine Optionsstrategie ein hohes Chance-Risiko-Verhältnis aufweist, heißt das noch nicht viel in der Einzelbetrachtung. Auf der einen Seite kannst du “harte” Vorkehrungen treffen und dein realisiertes Chance-Risiko-Verhältnis durch vordefinierte Teilausstiege verbessern. Auf der anderen Seite kannst du diverse Analysen machen, die dir dabei helfen, die Situation genauer einzuschätzen.

Eine “harte” Vorkehrung sind sogenannte Bracket-Orders. Diese Art von Order wird im Börsenhandel verwendet, um gleichzeitig Gewinne zu sichern und potenzielle Verluste zu begrenzen. Eine Bracket-Order besteht aus drei Teilen:

1. Die Hauptorder, die die eigentliche Position eröffnet.

2. Eine Take Profit-Order als primärer Ausstieg, die automatisch ausgeführt wird, wenn ein bestimmtes Gewinnziel erreicht wird.

3. Ein Stop Loss als sekundärer Ausstieg, der ausgelöst wird, wenn der Preis einen bestimmten Punkt erreicht, um weitere Verluste zu vermeiden. Beim Setzen von Exits haben sich in der Praxis einige Vorgehensweisen bewährt. So werden Gewinne bei Iron Condors beispielsweise bei 50 Prozent (wenn der Preis für die vereinnahmte Prämie um 50 Prozent gefallen ist) oder Straddles bei 25 Prozent mitgenommen. Bei Credit und Debit Spreads werden Gewinne ebenfalls bei 50 Prozent realisiert und bei Butterflies auch mit 25 Prozent. Mit diesem Vorgehen verbessert man somit wieder das realisierte Chance-Risiko-Verhältnis. Dies gilt natürlich im Fall von Gewinnen: Wenn die Prämie sich verringert, können Gewinne gesichert werden. Bei Cash Secured Puts beispielsweise kann es auch vorkommen, dass die Position gegen einen läuft, also die Kursbewegung des Underlyings zu steigenden Kursen des Puts führt. In diesem Fall ist es gängig, die Position bei 200 Prozent Verlust glattzustellen. Also wenn der Put beispielsweise zu 50 Cent verkauft wurde, ihn dann bei 1,50 Euro glattzustellen, um nicht noch höhere Verluste zuzulassen beziehungsweise die Andienung der Aktien zu vermeiden.

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