Sabbatical gut oder schlecht

Heutige Karrieren werden nicht nur am beruflichen Inhalt gemessen, sondern auch daran, was sie für den Menschen als Ganzes bedeuten. Im Zuge dieses Wandels sind Sabbaticals immer beliebter geworden und stehen Arbeitnehmern vieler Branchen zur Verfügung.

Karrierefaktor Sabbatical: Für wen es geeignet und was zu beachten ist

Ein Sabbatical beschreibt den temporären Ausstieg aus dem Job, ohne die Stelle aufzugeben. Sabbaticals sind auf eine bestimmte Zeit befristet, etwa auf drei oder sechs Monate. Je nach Arbeitsvertrag sind auch Sabbaticals von bis zu einem Jahr möglich, doch das ist eher selten.

Die Definition eines Sabbatical

In der Regel handelt es sich dabei um einen unbezahlten Sonderurlaub. Alleine aus diesem Grund sind klassische Sabbaticals nur für Arbeitnehmer ab einem bestimmten Einkommensniveau eine ernsthafte Option, da Phasen ohne Einkommen finanziell verkraftbar sein müssen. Für viele Normalverdiener oder Arbeitnehmer mit Familien trifft das meistens nicht zu.

Innerhalb dieser spezifischen Schicht wird das Angebot allerdings gerne wahrgenommen. Gerade in projektlastigen Betrieben wie Unternehmensberatungen oder IT-Unternehmen sind Sabbaticals ein wichtiger Punkt in Vertragsangeboten. Die Grundlage dafür ist sogar gesetzlich verankert, nämlich durch das Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG). So ist es üblich, das Sabbatical nach der Beendigung eines Projekts einzulegen und nach der Rückkehr in einem neuen Projekt zu beginnen.

Alternative: Sabbatical mit Urlaubstagen oder Überstunden aufbauen

Wir leben allerdings in einer Ära flexibler Arbeitszeitmodelle. Je nach Unternehmen können Urlaubstage und Überstunden über lange Zeit angesammelt und dann kumuliert eingetauscht werden. Aktuell setzt sich dieses Modell aufgrund der großen Nachfrage in immer mehr Betrieben durch; vom kleinen Startup bis hin zum etablierten Industriegiganten befassen sich Unternehmen aller Branchen mit diesem Thema.

Finanzielle Vorteile unbedingt ausschöpfen

Dass man während des Sabbaticals Steuern sparen kann, macht das Vorhaben nicht unattraktiver. Auch hier fällt das hohe Durchschnittseinkommen unter Sabbatical-Nutzern ins Gewicht – die Steuerlast ist dort schließlich umso größer.

Interessant sind auch die Bezahlmodelle, mit denen das Sabbatical noch leicht auf die Beine gestellt werden kann. Dies gilt auch auf hohen Einkommensstufen, denn viel Geld zu verdienen bedeutet noch lange nicht, während des Sabbaticals tatsächlich viel Geld zu besitzen – die Fähigkeit zu sparen (oder deren Nichtvorhandensein) ist schließlich ganz unterschiedlich ausgeprägt. In solchen Fällen ist ein Zeitwertkonto bares Geld wert. Bei diesem Modell wird monatlich ein Teil des Gehalts auf ein Zeitwertkonto gezahlt. Ab Beginn der Auszeit wird das auf dem Zeitwertkonto gesammelte Geld monatlich ausgezahlt, sodass auch während des Sabbaticals ein Einkommen auf das Konto fließt.

Gerade für Menschen mit schlechter Finanzorganisation ist das Zeitwertkonto eine gute Möglichkeit, den unbezahlten Urlaub zu finanzieren. Folglich wird von dieser Option häufig Gebrauch gemacht.

Sabbaticals als Sinnbild dieser Ära

Die Beliebtheit von Sabbaticals hat sich parallel zum heutigen Zeitgeist entwickelt. Dem Hamsterrad zu entkommen, ist immer mehr Menschen ein wichtiges Anliegen, auch solchen mit hervorragender Ausbildung und entsprechenden Berufsaussichten. Die vielzitierte Work-Life-Balance ist zum messbaren Faktor geworden, der beinahe ebenso stark gewichtet wird wie das Einkommen.

Entscheidend ist nämlich die Qualität des Privatlebens. Im Gegensatz zu früheren Generationen, die finanzielle Sicherheit als oberste Priorität definiert hatten, möchten sich heutige Arbeitnehmer (auf welche Weise auch immer) selbst verwirklichen und nehmen dafür auch finanzielle Einbußen in Kauf. Ohne Frage kann das Privatleben im Zuge von Sabbaticals entscheidend aufgewertet werden. Sei es, indem man Zeit mit der Familie verbringt, mit dem Partner um die Welt reist oder einem zeitintensiven Hobby nachgeht, das Selbstverwirklichung bedeutet. In der Praxis zeigt sich, welche dieser Aktivitäten besonders hoch im Kurs stehen.

Reisen auf der Spitzenposition

Sabbaticals werden meistens für ausgiebige Reisen genutzt, schließlich sind die finanziellen Mittel dafür vorhanden. Außerdem ist auch Reisen ein Trend, der sich in der Neuzeit praktisch neu erfunden hat. Offensichtlich: Die Welt ist klein geworden und nicht zuletzt wegen Social Media gehört Reisen fest zum heutigen Lifestyle. Das entsprechende Kapital vorausgesetzt, fehlt es lediglich an Zeit, um die Reisepläne umzusetzen. Ein Sabbatical schafft hier Abhilfe, da er den kritischen Faktor Zeit für eine bestimmte Zeit ausschaltet.

Warum Unternehmen Sabbaticals genehmigen

Für Unternehmen sind Sabbaticals auf den ersten Blick ein schlechter Deal. Denn auch, wenn der Angestellte während der Auszeit nicht bezahlt wird, muss seine Arbeit erledigt werden. Sabbaticals erhöhen damit den Organisationsaufwand – und aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist auch das gleichbedeutend mit Kosten. Bei Sabbatical-Nehmern, die ihre Auszeit mit Urlaubstagen und Überstunden „finanzieren“, gilt das erst recht.

Doch bekanntlich hat jede Medaille zwei Seiten. So hat die Erfahrung gezeigt, dass Angestellte nach einem Sabbatical umso motivierter sind. Die Akkus sind voller, als sie es nach einem zweiwöchigen Urlaub sein könnten und das spiegelt sich direkt in der Arbeitsleistung wider. Der Trend zur Optimierung der Produktivität geht also dorthin, die Arbeitszeit genau wie die Freizeit auf einem hohen Level zu komprimieren.

Bislang fahren alle Beteiligten mit dieser Methode sehr gut, weitere Vorschläge zu neuen Arbeitszeitmodellen sind die logische Folge. Fallbeispiele aus Schweden zeigen, dass auch Sechs-Stunden-Arbeitstage gut funktionieren, und zwar bei gleichbleibender Produktivität. Andere Unternehmen gehen sogar einen Schritt weiter und genehmigen ihren Angestellten unbegrenzte Urlaubstage, sofern alle Aufgaben zufriedenstellend erledigt werden. Dazu kommt das Thema Home-Office, das wegen der digitalen Vernetzung immer größere Bahnen zieht. Die Arbeitswelt sieht sich also großen Veränderungen gegenüber und Sabbaticals haben maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen.

Fazit: Für wen sind Sabbaticals geeignet?

Klassische Sabbaticals sind letzten Endes eine Frage der finanziellen Verhältnisse. Denn unterhalb einer bestimmten Grenze sind einfach nicht die Mittel vorhanden, um eine unbezahlte Auszeit zu rechtfertigen. Wo diese Grenze genau liegt, hängt stark von den persönlichen Umständen ab. Sowohl die Lebenshaltungskosten als auch der Familienstand und die Fähigkeit, mit Geld umzugehen, beeinflussen die Untergrenze für ein sorgenfreies Sabbatical. Natürlich kommt es auch darauf an, was während des Sabbaticals eigentlich geplant ist. So ist eine Weltreise teurer als der Aufenthalt in der Heimatstadt.

Wird das Sabbatical dagegen mit Urlaubstagen oder Überstunden aufgebaut, bleibt der Geldfluss erhalten und es tun sich ganz neue Möglichkeiten auf. Ebenso klar ist jedoch, dass man sehr viel Arbeitslast auf sich nehmen muss, um ein ausreichendes Zeitkonto aufzubauen. Jeder muss für sich entscheiden, ob er bereit ist, während der Arbeitsphase starke zeitliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Schließlich findet das Leben an 365 Tagen im Jahr statt, und nicht nur in wenigen, auserwählten Monaten.

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