
Diese Aussage, die sicherlich auch jeder schon einmal gehört hat, erscheint auf den ersten Blick durchaus plausibel. Statistiken zeigen, dass die Miete bei vielen Ruheständlern knapp die Hälfte der monatlichen Rente verschlingt. Wohl dem, der ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung hat, in der hohe monatliche Belastungen der Vergangenheit angehören, sobald der Kredit getilgt ist.
Wer genau davon ausgeht, der hat die Rechnung sprichwörtlich ohne den Wirt gemacht. Einerseits unterliegt eine Immobilie – wie auch ein Auto – einem gewissen zeitlichen Verfall, weshalb von Zeit zu Zeit Renovierungs- und Erneuerungsmaßnahmen notwendig werden. Andererseits schreitet der Stand der Technik unaufhaltsam voran, wodurch die üblichen Standards immer höher werden und beispielsweise eine einst noch moderne Elektrik irgendwann als veraltet gilt. Beide Umstände führen dazu, dass ein Immobilieneigentümer stets Geld in sein Haus investieren muss, um den Wert dauerhaft zu erhalten. Das oft angeführte Argument, dass derartige Renovierungen als Investition zu betrachten seien, die den Wert der Immobilien erhöhen, ist nur teilweise korrekt. Natürlich ist ein Haus, dessen Dach vor 2 Tagen komplett erneuert wurde, nun mehr wert als zuvor mit dem alten, maroden Dach. Andererseits darf nicht außer Acht gelassen werden, dass eben dieses alte, marode Dach sich zuvor auch nachteilig auf den Immobilienwert ausgewirkt hat. Ein potenzieller Käufer hätte mit Sicherheit auf die anstehenden Maßnahme hingewiesen und die anstehende, kostenintensive Erneuerung mit einem entsprechend hohen Abschlag eingepreist. Während Du bei einem Neubau weitestgehend von frühen Restaurierungen und Reparaturaufwänden verschont bleiben sollest, kann es im Fall eines Altbaus schnell sehr teuer werden. Heizung, Dach, Fenster und Bäder schlagen früher oder später kostenintensiv zu Buche. Der Verbot von Ölheizungen ab 2026 und die damit verbundene Belastung wird einige Rentner vor große finanzielle Herausforderungen stellen.
Zur Veranschaulichung der zu erwartenden Kosten habe ich eine Renovierungsmatrix entworfen. Aus dieser gehen die zu erwartenden Kosten (in tausend Euro) je Maßnahme hervor. Natürlich ist es von Fall zu Fall unterschiedlich, in welchem Turnus und mit welchem Aufwand diese anfallen. Daher stelle ich für die Matrix drei verschiedene Szenarien vor, in denen jeweils unterschiedliche Rhythmen für die Erneuerung angesetzt wurden. Diese sind keinesfalls als allgemeingültig anzusehen. Dennoch sollen sie Dir ein erstes Gefühl dafür geben, in auf welche Gesamtkosten sich die einzelnen Maßnahmen im Laufe eines Immobilienlebens aufaddieren.



Dem Argument der “Investition” bzw. der Wertsteigerung ist weiterhin hinzuzufügen, dass jeder Euro, der in Form von Ausbau- oder Renovierungsmaßnahmen bis zum eventuellen Verkauf der Immobilie unwiderruflich mit dieser verbunden ist. Somit bindet Dein Haus immer mehr Kapital, auf das Du nicht mehr kurzfristig und spontan zugreifen kannst. Außerdem solltest Du Dir im Klaren darüber sein, dass Deine Investitionen nicht 1:1 in einem höheren Kaufpreis widerspiegeln. Ein einigermaßen gutes Dach ist etwas, was bei einem Haus einfach erwartet wird. Du wirst keinen extrem höheren Kaufpreis fordern können mit dem Argument, dass das Haus ein gutes Dach hat. Dies funktioniert nur dann, wenn Du – wie bereits oben angesprochen – das alte Dach zuvor mit einem entsprechend hohen Abschlag eingepreist hast. Dann jedoch bleibt auch nach Deiner Investition unterm Strich lediglich ein Werterhalt.
Weitere hilfreiche Tipps zum Thema Eigenheim, Werterhalt und Kapitalspeicher findest Du in unserem neuen Buch “Vermögensfalle Eigenheim?”. Für Fragen oder sonstiges Feedback stehe ich Dir unter christian@finanzyogi.de gerne zur Verfügung.

Der Text trifft zwar einige wahre Punkte lässt aber auch einiges außen vor.
So inkludiert die Aussage “mietfrei” keine absolute Kostenfreiheit. Habe noch nie jemanden kennengelernt der so denkt.
Außerdem gibt es den Punkt zu beachten, dass man beim Mieten den Kredit des Vermieters abbezahlt während man beim eigenen Haus den eigenen Kredit abbezahlt und somit an Wert hinzugewinnt bzw. besser formuliert weniger verliert.
Was aber ein wirklich wichtiger Punkt für mich pro Eigenheim ist, dass man nicht der Gefahr ausgesetzt ist, dass der Vermieter Eigenbedarf anmeldet und man sich zügig eine neue Bude suchen darf/muss.
Ein anderer fehlender Punkt ist eher der, dass (zumindest gefühlt) bei der Wohnung eher Kompromisse gefunden werden um günstiger zu wohnen. Geht es aber Richtung Eigenheim verlieren einige gern den Überblick über die Kosten wodurch es erst dazu kommt, dass die eigene Immobilie teurer kommt als die gemietete.
Hallo Florian,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich gebe Dir absolut Recht in dem Punkt, dass “mietfrei” leben nicht automatisch “kostenfrei” bedeutet. Aber ich kenne viele Menschen, die so denken, ganz nach dem Motto: “Wenn das Haus abbezahlt ist, können wir Federn in die Luft blasen!”. Es geht auch keinesfalls darum, vom Kauf eines eigenen Hauses abzuraten. Vielmehr möchte ich die altbekannten Klischees zumindest kritisch hinterfragen. Auch die Annahme, dass man lieber “sein eigenes Haus abzahlt, statt das des Mieters zu finanzieren” ist ein Klischee, dass nicht immer den Tatsachen entspricht. Insbesondere die von Dir angesprochene Neigung, bei einer Wohnung eher sparsam vorzugehen, bei einem eigenen Haus aber aus den Vollen zu schöpfen, treibt die Kosten und damit auch die Zinsen in die Höhe. Dies führt nicht selten dazu, dass ein Großteil der Rate nicht in Dein Haus, sondern an in Form von Zinsen an die Bank fließt. Wenn dann parallel noch kostspielige Renovierungsmaßnahmen anfallen, wird der finanzielle Spielraum zusätzlich eingeengt. Aber auch nach der Volltilgung kann schlagen Immobilien mit höhen Beträgen zu Buche. Wenn der Eigentümer dann nicht ausreichend Kapital angespart hat, ist der nächste Kredit fällig, für den wiederum Zinsen anfallen. Ich besitze selbst ein Eigenheim und genieße die von Dir aufgeführten Vorteile sehr. Dennoch habe ich – insbesondere in den letzten drei Jahren – selbst gemerkt, wie viel Geld die Instandhaltung der eigenen Immobilie verschlingen kann, was meine Sicht der Dinge durchaus geändert hat. Aber genau darauf kommt es an: alle relevanten Aspekte – und Du hast einige sehr wichtige Punkte in Deiner Mail aufgeführt – sollten ausführlich gegeneinander abgewogen werden, um im Anschluss zu einer umfassenden Entscheidung zu gelangen. Die wichtigsten Aspekte werden in unserem neuen Immobilienbuch ausführlich erläutert. Wie sich letztendlich der Einzelne entscheiden wird, hängt von vielen Faktoren, insbesondere aber von der ganz persönlichen Situation sowie der zur Diskussion stehenden Immobilie ab.
Ich hoffe, dass Dir meine Antwort weiterhilft. Bei weiteren Fragen kannst Du Dich gerne wieder direkt an mich wenden.
Gruß
Christian