Die Finanzkrise brachte die Welt ins schwitzen

In den letzten Tagen wurden aus der Finanzwelt einige Schreckensmeldungen verlautbart. Die erste war die Pleite der Silicon Valley Bank. Diese Bank war einer der wichtigsten Finanziers von Tech-Start-Ups in den USA. Als solche hatte sie viele Risikokredite in ihren Büchern. Die Gründe für die Insolvenz waren wohl der gesteigerte Finanzbedarf der mit Krediten finanzierten Start-Ups bei gleichzeitiger Normalisierung des Zinsniveaus. Doch die Pleite der Start-Up Bank in den USA, der größten seit 2009, wird noch in den Schatten gestellt von den Meldungen einer drohenden Zahlungsunfähigkeit der Schweizer Großbank Kredit Suisse, die nur durch eine Mega-Fusion mit der Großbank UBS abgewendet werden konnte. Nicht nur Laien fühlen sich an die Finanzkrise in den Späten 2000ern erinnert. Damals war es die Investmentbank Lehman Brothers, die letztendlich den Ausschlag gab und die Finanzkrise auslöste. Es lohnt sich also, zurückzublicken auf die Finanzkrise von 2009. 

Die Hintergründe der Finanzkrise

Finanzgebaren der USA

Seit den 1980er Jahren stagnierten in vielen größeren Marktwirtschaften, z.B. in den USA, Deutschland und Japan, die Einkommen des Unter- und Mittelstands. Vor allem in den USA finanzierten die „kleinen Leute“ steigende Ausgaben immer häufiger mit Krediten, die oft nicht gedeckt waren. Viele Menschen erfüllten sich so auch den Traum vom Eigenheim.  Durch die steigende Nachfrage überhitzte der Immobilienmarkt und als einzige Sicherheit akzeptierten die gierig gewordenen Banken auch ausschließlich die Immobilien mit keinerlei weiteren Sicherheiten. Auch die amerikanische Politik – vor allem unter George W. Bush – förderte den Bau von Eigenheimen.

Leitzinspolitik

Ein weiterer Baustein der Krise waren der amerikanische Leitzins. Der wurde nämlich nach dem Platzen der sogenannten Dotcom-Blase – bei der den Anlegern der Umgang mit dem damals noch neuen Internet und dort gegründeten risikofinanzierten Start-Ups auf die Füße fiel – im Jahre 2003 niedrig gehalten. Spätere Erhöhungen des Leitzinses wirkten sich auf die Realzinssätze kaum aus. Gleichzeitig kauften China und Japan Währungsreserven aus den USA, um die Währung des Handelspartners stabil zu halten. Diese Devisenmarkttätigkeit förderte das Kreditwachstum zusätzlich.  Nachdem die lockere Geldpolitik der US-Notenbank FED endgültig beendet worden war, wurde klar, dass viele Eigenheimbesitzer die Kredite nicht mehr bezahlen konnten.

Diese verloren ihr Vermögen und ihre Immobilien, nicht wenige wurden dadurch in den Ruin getrieben. Da sich durch die nun höheren Zinsen auch weniger Menschen eine Immobilie leisten konnten, sanken gleichzeitig die Immobilienpreise.

Die Folgen

Nun saßen die Banken auf Krediten, die nicht ausreichend abgesichert waren und deren Rückzahlung fraglich war. Die Banken hatten allerdings die Kredite in sogenannten CDOs gebündelt. CDOs sind sogenannte komplexe Finanzinstrumente, bei denen verschiedene Kredite, unter anderem Immobilienhypotheken gebündelt und anteilig verkauft wurden, um das Risiko zu minimieren. Da diese Finanzprodukte als sicher galten, fanden sie sich nicht nur – aber vor allem – in Hedgefonds, sondern auch in konservativen Investmentfonds. Ab 2007 wurden faule Hedgefonds abgewickelt, in die auch große Investmentbanken wie Lehman Brothers investiert hatten. 

Die Lehman-Pleite    

Am 15. September 2008 meldete die große US-Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz an. Die faulen Kredite hatten dazu geführt, dass sie ihre eigenen Verbindlichkeiten nicht mehr bezahlen konnte. Ab diesem Zeitpunkt wurde immer klarer, dass viele US- Finanzprodukte auf faulen Krediten basierten. 

Dies führte zu einer Vertrauenskrise auf dem Kreditmarkt der Banken untereinander, die zum Stillstand der Kreditvergabe unter den Banken führte, da diese überschüssige Liquidität lieber bei den Zentralbanken parkten als sie für Kredite an andere Banken zu vergeben. Dadurch gerieten immer mehr Banken in Liquiditätsprobleme. Um diese Krise des Finanzsystems zu beenden, griffen die Staaten ihren Banken unter die Arme, wodurch sie sich allerdings selbst in immer größere Zahlungsnöte stürzten.

Auch auf die Realwirtschaft wirkte sich die Krise aus, da es Unternehmern zunehmend schwerer fiel, an Kredite für notwendige Investitionen zu kommen. Dies führte in der Eurozone zu einem Produktionsrückgang um 20%, was durchaus vergleichbar ist mit dem Wirtschaftsrückgang in den 1930er Jahren. Dies hatte einen gewaltigen Anstieg der Arbeitslosigkeit zur Folge. Auch eine Hungerkrise löste das Finanzbeben in den Jahren 2007/8 aus. Da in Krisenzeiten die Lebensmittelpreise steigen, kam es zu einem Anstieg der Hungernden um eine Milliarde. 

Die Euro-Krise      

Durch die steigende Staatsverschuldung gerieten nun vor allem die europäischen Länder in immer größere finanzielle Schwierigkeiten. So stiegen die Risikozinsen für die Staatsanleihen. In manchen Ländern wurde die Situation so prekär, dass nur ein Kredit der EU und des IWF in Hhöhe von 750 Milliarden Euro gerettet werden mussten. 

Gegenmaßnahmen 

Die erste Gegenmaßnahme zur Krise war das weltweit koordinierte Senken des Leitzinses, letztendlich auf ein Rekordtief von 0%. Gleichzeitig wurde der Derivatehandel durch ein SWAP-Abkommen erleichtert, um die Dollarknappheit in Europa zu beenden. Dies wurde dauerhaft beibehalten. Auch beschlossen die Regierungen weitreichende Konjunkturprogramme wie beispielsweise die Abwrackprämie, die Autofahrer zum Kauf eines Neuwagens anregen sollten. 

Auch die Kurzarbeitsmöglichkeiten wurden ausgeweitet, um eine Massenarbeitslosigkeit zu verhindern, sowie weitere Maßnahmen eingeleitet. 

Zudem wurden Maßnahmen zur Stabilisierung der Banken getroffen:   

  1. Erhöhung der Kapitalanforderungen für Banken: Um sicherzustellen, dass Banken genügend Kapital haben, um Verluste auszugleichen, wurden die Kapitalanforderungen für Banken erhöht. Dies bedeutet, dass Banken mehr Eigenkapital halten müssen, um ihre Geschäfte zu betreiben. 
  1. Einführung von strengeren Regulierungen: Um das Risiko von Bankenpleiten zu reduzieren, wurden in vielen Ländern strengere Regulierungen für Banken eingeführt. Dazu gehören beispielsweise strenge Vorschriften für die Vergabe von Krediten, strengere Kontrollen von Risiken und der Verkauf von Finanzprodukten sowie die Einführung von Schutzmechanismen für Einleger, um den Zusammenbruch von Banken zu verhindern. 
  1. Einrichtung von Bankenabwicklungsfonds: Um das Risiko von Bankenpleiten zu reduzieren, wurden in vielen Ländern Bankenabwicklungsfonds eingerichtet. Diese Fonds sollen sicherstellen, dass im Falle einer Bankenpleite genügend Mittel vorhanden sind, um die Gläubiger der Bank zu bedienen und einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern. 
  1. Stärkung der internationalen Zusammenarbeit: Um die Finanzstabilität weltweit zu verbessern, haben die Regierungen und die Regulierungsbehörden begonnen, stärker zusammenzuarbeiten. Dazu gehört beispielsweise der Austausch von Informationen über Finanzinstitutionen und die Zusammenarbeit bei der Regulierung und Überwachung des globalen Finanzsystems. 
  1. Reformen im Rating-System: Die Reformen im Rating-System sollten dafür sorgen, dass Finanzinstrumente besser bewertet werden und Investoren ein besseres Verständnis für die Risiken und Renditen haben. Es wurden unter anderem die Schaffung von unabhängigen Ratingagenturen und die Vermeidung von Interessenskonflikten gefordert. 

     Fazit 

Wie konnte es nun trotz der Maßnahmen, die nach der Finanzkrise getroffen wurden, zur Pleite der SVB und Schieflage der Credit Suisse kommen? Anscheinend sind die Finanzinstitute trotz staatlicher Gegenmaßnahmen bei Start-Ups zu große Risiken eingegangen. Gleichzeitig wurde vor allem die Eigenkapitalquote nicht richtig umgesetzt, da sie nur die risikobehafteten Aktiva mit einbezieht und nicht die Bilanzsumme. Gleichzeitig wurde eine jahrelange Niedrigzinspolitik beendet, was zu einem Wertverlust von festverzinslichen Wertpapieren wie Staatsanleihen führt, wie sie wohl bei der SVB reichlich vorhanden waren. Faule Kredite, die einen Zinsanstieg nicht überleben – die Gründe ähneln sich. Es bleibt zu hoffen, dass die nächste große Finanzkrise mit der Rettung der Credit Suisse ausbleibt.