Wie viele von Euch wissen, leben Jens und ich, Chris, ziemlich bescheiden, dafür aber finanziell frei. Für mich war die Seite der Ausgaben und Verpflichtungen hinsichtlich finanzieller Freiheit immer mindestens genauso wichtig, wie die Einnahmenseite. Schließlich ist es deutlich einfacher, Geld einzusparen, als zu vermehren!

Heute möchte ich Euch daher mal eine etwas andere Geschichte erzählen. Davon, wie ich im Selbstversuch seit einigen Jahren versuche, einigermaßen nachhaltig zu leben. Schließlich entscheidet unser Konsum- und Investitionsverhalten über die Zukunft unseres Planeten.

Meine Ausgangssituation

Wohnung

nachhaltig leben auf dem Balkon

Der Balkon ist für alle da!

Damit Du Dir vorstellen kannst, wo ich stehe, hier ein Kurzbericht meiner Situation der letzten Jahre und was für mich nachhaltig leben bedeutet. Obwohl vor über einem Jahr meine Freundin zu mir gezogen ist, lebe ich weiterhin in einer WG. Zu zweit in einem Zimmer. Bad, Toilette und Küche werden geteilt. Ich bin Hauptmieter und vermiete die beiden anderen Räume unter. Wie es der Zufall so möchte, kommt aber eine der beiden Untermieterinnen nur noch alle Jubeljahre vorbei. Sie ist Asiatin, wohnt aber mittlerweile bei ihrem Freund, muss die Wohnung aber aus chinesischen Konventionsregeln behalten. Das heißt, wir bekommen ein Drittel der Miete quasi geschenkt.

Untermieterin Zwei zieht demnächst aus. Dann werde ich aus dem Zimmer eine AirBnB Unterkunft machen. Schließlich herrscht in Messezeiten dramatische Zimmernot in Nürnberg. Dann werde ich in nur einer Woche Vermietung meine gesamten Wohnungskosten decken können. Dafür nehme ich den höheren Aufwand der Zimmervorbereitung und Schlüsselübergabe gerne in Kauf.

Mobilität

Ich besitze ein Auto, einen alten VW-Transporter (Baujahr 1993). Das ist ökologisch zumindest streitbar.

Meine liebenswürdige “Schrott”-Karre 😉

Während die eine Fraktion sagt, dass er zu viel Benzin verbraucht und umwelttechnisch nicht auf dem aktuellsten Stand ist (obgleich gründer Plakette), bin ich vielmehr der Meinung, dass es umweltförderlich ist, alte Autos zu fahren. Schließlich nutze ich etwas, das sonst womöglich in den Müll gewandert und verschrottet worden wäre, obwohl es noch funktioniert! Davon abgesehen, wurden der Erde für mein Auto nicht nochmal Ressourcen entrissen und es war auch nicht noch einmal enorm viel Energie nötig, es zu produzieren. Gebraucht tuts somit auch (ist umweltbewusster und günstiger).

Ich muss allerdings sagen, dass ich meinen geliebten Transporter auch nur für längere Fahrten, Ausflüge und vor allen Dingen den günstigen Urlaub nutze. Schließlich können wir zu zweit hinten auf der Matraze praktisch überall übernachten. Innerstädtisch bewege ich mich ausschließlich mit dem Fahrrad (ohnehin die schnellere Variante und bewahrt mich vor der Parkplatzsuche).

Nachhaltig leben im Alltag

Darüber hinaus versuche ich, durch meine Lebensweise nicht nur einigermaßen umweltschonend zu konsumieren, sondern mir dadurch auch Geld zu sparen. Der Effekt ist insofern also mindestens ein doppelter. Ich spreche auch gerne von mehrfacher „Rendite“.

Kleidung

Kleidung kaufe ich fast ausschließlich in Second Hand Läden. Während die meisten Menschen denken, da gäbe es nur alte verstaubte Opa-Hemden, tauche ich doch immer wieder absolute Perlen heraus. Mit etwas Zeit lassen sich wunderschöne Kleidungsstücke zu Minipreisen finden. Wer dafür zu faul ist oder eine etwas exklusivere Auswahl vorzieht, kann aber auch im Internet, beispielsweise bei ubup.com einen wirklich guten Fang machen. Ich versuche wirklich so häufig wie möglich der Devise zu folgen „gebraucht tut es auch!“.

Foodsharing

Das Ergebnis beim Bäcker – Brot für ein ganzes Jahr!

Seit etwa einem halben Jahr ist meine Mitbewoherin zertifizierte „Foodsharerin“. Auch sie interessiert das Konzept “nachhalig leben”. Mit einer App kann sie sich an verschiedenen Foodsharing-Abgabestellen anmelden. Das sind in unserem Fall vor allen Dingen Bioläden (mit frischer Kost vom Mittagstisch), Bäckereien und auch eine Schulmensa.

Die Voraussetzung ist jedoch, dass sie, hat sie sich für einen Tag an einer Abgabestelle angemeldet, auch wirklich ALLES abnimmt. Das heißt, wir werden regelmäßig mit Essen überhäuft. Es ist dann an uns, es weiter zu „fair“teilen. In diesen Fällen kontaktieren wir also unseren gesamten Freundes- und Bekanntenkreis und versorgen auch gleich die anderen Mieter in unserem Haus.

Wie ich finde eine wirklich geniale Einrichtung, mit der wir unsere Essensausgaben, zumindest theoretisch – würden wir noch mehr Abgabestellen anfahren -, noch weiter stärker senken könnten (und womöglich sogar auf den absoluten Grundbedarf wie Salz, Pfeffer, Öl zu reduzieren in der Lage wären).

Der Wasserfilter

Jens und ich verfügen beide über Trinkwasserfilter. In meinen Augen eine der genialsten Erfindungen überhaupt. Schließlich reduzieren wir unsere Trinkwasserausgaben damit auf ein absolutes Minimum. Der Aktivkohlefilter muss zwar alle halbe Jahre ausgewechselt werden und versursacht somit etwa 100 Euro Kosten im Jahr, dafür müssen wir aber nicht zum Supermarkt gehen, Wasserkästen schleppen und genießen qualitativ sogar deutlich hochwertigeres Wasser – nachhaltig leben kann wirklich einfach sein!

Schließlich sind die Normvorgaben für Leitungswasser ohnehin bereits strenger als für Tafelwasser aus dem Supermarkt. Mit einem Trinkwasserfilter lassen sich aber zusätzlich Medikamentenrückstände oder Hormone aus dem Wasser filtern. Und für die Arbeit und Reisen füllen wir uns ganz einfach Wasser ab.

Selbstanbau auf Beet und Balkon

Für mich gehört Gartenarbeit zum besten Ausgleich für „Sesselpupser“ wie uns. Schließlich sind wir draußen an der frischen Luft, in der Natur und tun etwas sinnvolles. Seit vielen Jahren baue ich daher auf meinem Balkon etwas Gemüse an. Doch ich wollte immer mehr, denn eigenes Gemüse ist nicht nur leckerer und gesünder, sondern man schätzt es beim Verzehr auch ganz anders wert.

Gemüse selbst anbauen

Daher habe ich 2017 ein Ackerstück bei Dein-Gemüse.de gepachtet. Dort wurde etwa die Hälfte des Gemüses vorgesät, die andere Hälfte konnte man selbst einpflanzen. Die Ernte war ziemlich üppig und reichte bis weit in den Oktober hinein (z. B. Kohl, Wirsing). Dieses Jahr, 2018, konnte ich sogar ein noch größeres Ackerstück bei einem Freund, den ich dort kennlernte (er war unser Beet-Nachbar) zu geringeren Konditionen vor den Toren Nürnbergs (mit dem Fahrrad erreichbar) mieten. Für 42 Euro im Jahr können meine Freundin und ich ein etwa 50qm großes Feldstück bewirtschaften. Ausreichend, um dort Gurken, Tomaten, Chilis, Kohlrabi, Zucchini, Auberginen, Paprika, Tomatillos und sogar Melonen in solchen Mengen anzubauen, dass wir den ganzen Sommer über kaum Gemüse kaufen müssen! Zudem ist es eine Gemeinschaft, die sich gerne unterstützt und sich auch gegenseitig Gemüse schenkt (was der andere zum Beispiel gerade nicht hat).

InvestierenNachhaltig leben und investieren Buch

Last but not least ist nachhaltig leben nicht das einzige, sondern ich bin natürlich auch Investor. Während die meisten Menschen lediglich auf die finanzielle Rendite und das Risiko schielen, ist für mich auch die ökologische- und ethische Rendite wichtig. Daher habe ich 2017 damit begonnen, sukzessive mehr Geld in nachhaltige Projekte, ETFs, Aktien, Mikrofinanzfonds und Bäume zu investieren. Schließlich hat auch unser Investitionsverhalten einen ganz erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft und das Angebot (das immer der Nachfrage folgt).

Mehr dazu in meinem neuen Buch „Ökoethinvesting“.

Nachhaltig leben – das Ergebnis

Ich kann natürlich nicht behaupten, dass ich der nachhaltigste Mensch auf der Erde bin. Schließlich ist das auch gar nicht mein Ziel! Ich versuche vielmehr, mit möglichst wenig Aufwand, möglichst umwelt- und menschengerecht zu konsumieren und zu investieren. Ich bin der  Überzeugung, dass wir uns an die eigene Nase immer zuerst fassen müssen, bevor wir auf anderen (Politiker, Manager, Promis, etc.) schimpfen. Schließlich machen wir es in den meisten Fällen, im kleinen, kaum besser!

Ich nenne diese Lebensweise im Übrigen auch nicht „Minimalismus“ – eine Modeerscheinung, die mir insbesondere auf die ökodeutsche, hippiemäßige, bio-Außenwirkung abzuzielen scheint – sondern „Normalismus“. Würde jeder Mensch in den Industrieländern nur einigermaßen normal (und nicht im sinnlosen Konsumismus) nachhaltig leben, könnten wir schon vieles verändern.

Nun bin ich gespannt auf Deine Geschichten und Kommentare – her damit!