TULPENMANIE 1637 - DIE ERSTE GROSSE SPEKULATIONSBLASE

Die als Tulpenmanie bekannte Finanzkrise drang insbesondere durch den Film “Wall Street II” in die Öffentlichkeit. Darin erklärt Gordon Gecko (Michael Douglas), der skrupellose Finanzhai, einem jungen und aufstrebenden Börsenhändler wie es zu einer der größten Spekulationsblasen aller Zeiten kam. Die Geschichte klingt zwar verrückt, ist aber eine wunderbare Abstraktion der Funktionsweise des herrschenden Geld- und Finanzsystems. Sie zeigt, wie etwas “triviales” wie eine Tulpenzwiebel eine ganze Wirtschaft in den Abgrund reißen kann.

So ereignete sich die Tulpenmanie 1637

Tulpenzwiebeln wurden erst 1593 aus der Türkei in Europa, genauer Holland, eingeführt. Sie galten damals als besonders wertvoll. Schließlich waren sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein Zeichen des sozialen Wohlstands – insbesondere der Aristokratie. Später, gegen Ende des 16. Jahrhunderts, entwickelteten sie sich dann auch zum Handelsobjekt in das auch die “kleinen Leute” zu investieren begannen. Sie zogen ihre Investments aus anderen Bereichen ab und steckten es in Tulpenzwiebeln. Schlaue Investoren horteten die Tulpenzwiebeln überdies, um sie zu einem späteren Zeitpunkt mit höheren Gewinnen wieder zu verkaufen. Die Tulpenmanie 1637 - Geldsystem verstehen und Hamsterrad verlassenDas führte dazu, dass die Preise einen extremen, exponentiellen Anstieg erfuhren. 1637, in der absoluten Hochphase der Tulpenmanie, kostete eine einzige Tulpenzwiebel 6.000 Gulden. Das war der Preis für eine Luxusvilla direkt an den Grachten Amsterdams! Investoren entwickelten sogar Optionen auf die Tulpenzwiebeln. Damit wettete man auf einen künftigen Preis. War der Preis zu diesem Zeitpunkt höher als die Wette, wurde die Option eingelöst und man machte Spekulationsgewinne. Damit waren die ersten Derivate geschaffen und die totale Tulpenmanie ausgelöst. Niemand stellte damals infrage, ob eine Tulpenzwiebel überhaupt so viel wert sein konnte!

Im Februar 1937 bricht der völlig überhitzte Tulpenmarkt ein und der Preis fällt auf den Preis einer “normalen” Zwiebel. Die Menschen hatten bemerkt, dass sie die Tulpenzwiebeln ja auch einfach selbst anbauen konnten! Die sogenannte Tulpenhysterie oder auch das Tulpenfieber fanden ein jähes Ende und viele Menschen und zahlreiche Banken gingen bankrott. Die Konsequenzen waren so drastisch, dass der holländische Regierung eingreifen musste (auch hier wird die deutliche Parallele zur Euro-Krise und vielen anderen Interventionen des Staates zur Banken”rettung” offensichtlich).

Die Tulpenmanie zeigt wunderbar, wie noch heute Spekulationsblasen entstehen. Dann, wenn viele Investoren in ein Gut anlegen, weil sich die Preise in einer ungebremsten Aufwärtsspirale befinden. Ein Blick auf den derzeitigen Immobilienmarkt genügt. Zugrunde liegt das Prinzip einer extrem großen Nachfrage in Kombination mit der Knappheit eines Gutes (Angebot). Treffen diese Faktoren zusammen, kann es in kürzester Zeit zu extremen Preissteigerungen kommen. Diese extremen Preissteigerungen führen ab einer kritischen Größe dazu, dass auch andere, nicht für den eigenen Gebrauch an dem Gut interessierte Menschen, an dem möglichen Spekulationsgewinn Interesse wittern. Diese Anleger erwerben das Gut dann lediglich, um es später zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen (nach wie vor eines der Grundprinzipien des modernen Aktienhandels). Wird der wahre Wert des zugrundeliegenden Objekts dann gar nicht mehr beachtet, sondern nur noch aus Herdentrieb und Spekulationsgedanken heraus investiert, haben wir es mit einer ausgewachsenen Blase zu tun. Genau das ereignete sich auch auf dem Tulpenzwiebelmarkt. Verrückt oder?

Unsere drei Buchempfehlungen zum Thema
M. Dash: Tulpenwahn: Die verrückteste Spekulation der Geschichte*
P. Kirchdorf: Geschichte der Finanzkrisen: Vom Tulpenwahn zum globalen Crash*

P. K. Martinique: Tulpeneffekt: Tulpenmanie – Die Welt der Hochfinanz*


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