Die Zukunft wirkt oft weit entfernt, vor allem wenn es um die eigene finanzielle Absicherung geht. Viele Menschen verschieben somit das Thema Altersvorsorge auf später. schließlich gibt es in jungen Jahren einfach wichtigere Dinge. Die erste eigene Wohnung, Reisen oder der Genuss des verdienten Einkommens, stehen einfach an erster Stelle, da sie greifbar sind. Doch was wäre, wenn das eigene Zukunfts-Ich eine Botschaft an das heutige Ich senden könnte? Es würde wohl mit Nachdruck raten: “Fange früher an, als du denkst!” Denn nur wer sich rechtzeitig mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt, kann später entspannt in die Zukunft blicken.

Denn ein häufiges Missverständnis ist, dass Altersvorsorge erst im mittleren Lebensalter relevant wird. Tatsächlich jedoch spielt der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle. Einige Rechenbeispiele können einem dies eindrucksvoll vor Augen führen. Wer nämlich früh beginnt, profitiert stark von langfristigen Renditen. Gerade heute, wo die Zukunft unsichere denn je scheint, kann ein gut durchdachter Vorsorgeplan dazu beitragen, finanzielle Risiken abzufedern und die Lebensqualität im Alter erheblich zu steigern. Man wird sich im hohen Alter somit gern an die Entscheidungen von damals zurückerinnern.

Zinseszins als finanzielles Wunder

Einer der größten Fehler bei der Altersvorsorge ist das Unterschätzen der Zeit. Albert Einstein bezeichnete den Zinseszins einst als das “achte Weltwunder” – und das nicht ohne Grund. Durch den Zinseszins-Mechanismus kann sich Kapital über Jahrzehnte hinweg exponentiell vermehren. Doch was bedeutet das konkret? Führen wir ein Rechenbeispiel durch.

Angenommen, jemand beginnt mit 25 Jahren, monatlich nur 100 Euro in einen Sparplan mit einer jährlichen Rendite von 5 % zu investieren. Mit 65 Jahren hätte diese Person etwa 152.000 Euro angespart, obwohl nur 48.000 Euro tatsächlich eingezahlt wurden. Beginnt derselbe Sparprozess jedoch erst mit 35 Jahren, schrumpft das Endkapital auf rund 82.000 Euro – fast die Hälfte weniger! Der Zeitfaktor spielt also eine entscheidende Rolle. Wer früh beginnt, muss zudem weniger eigene Mittel aufbringen, um im Alter gut abgesichert zu sein.

Die wichtigen Vorteile des Zinseszins-Effekts wären:

  • Exponentielles Wachstum: Das investierte Kapital wächst nicht nur durch eigene Einzahlungen, sondern auch durch die erzielten Zinsen, die wiederum verzinst werden.
  • Geringere monatliche Belastung: Wer früh beginnt, muss weniger Geld pro Monat investieren, um das gleiche Ziel zu erreichen.
  • Nutzung langer Laufzeiten: Ein langer Anlagehorizont gleicht Marktschwankungen aus und erhöht die Chancen auf solide Renditen.

Arbeitgeberzuschüsse durch vermögenswirksame Leistungen

Viele Arbeitnehmer sind sich nicht bewusst, dass sie Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen haben. Sie sind eine attraktive Möglichkeit, mit Unterstützung von Staat und Arbeitgeber Vermögen aufzubauen. Arbeitgeber können monatlich bis zu 40 Euro als vermögenswirksame Leistungen beisteuern, oft unabhängig vom eigenen Gehalt. Eine kluge Investition dieser Beiträge in Bausparverträge, Aktienfonds oder die betriebliche Altersvorsorge kann demnach langfristig erhebliche Vorteile bringen.

Doch trotz dieser Vorteile verzichten viele Beschäftigte auf VL. Eine Studie des Research Center for Financial Services ergab, dass rund 7 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland vermögenswirksame Leistungen nicht nutzen, obwohl sie Anspruch darauf hätten. Kaum zu glauben, aber wahr. Dadurch entgehen ihnen jährlich etwa 1,6 Milliarden Euro an möglichen Arbeitgeberzuschüssen und staatlichen Förderungen.  Es lohnt sich also, den eigenen Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen zu prüfen und diese Möglichkeit des Vermögensaufbaus nicht ungenutzt zu lassen.

Gerade für Berufseinsteiger können vermögenswirksame Leistungen einen wichtigen ersten Schritt in Richtung finanzieller Vorsorge darstellen. Denn in der Schule wird das Thema der Altersvorsorge schlichtweg nicht gelehrt. Hier können aber die Arbeitgeber eine entscheidende Rolle spielen, indem sie ihre Mitarbeiter aktiv über diese Möglichkeit informieren. Durch betriebsinterne Aufklärungskampagnen oder gezielte Beratungsgespräche könnten sie dafür sorgen, dass mehr Arbeitnehmer von ihrem Anspruch Gebrauch machen. Dies fördert nicht nur die finanzielle Absicherung der Beschäftigten, sondern steigert auch die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber. Ein Arbeitgeber, der auf die finanzielle Zukunft seiner Mitarbeiter achtet, kann so langfristig von motivierteren und loyaleren Angestellten profitieren.

Höhere Einkommensgrenzen, mehr Förderung

Arbeitnehmer mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von maximal 40.000 Euro (bei Verheirateten sind es dementsprechend 80.000 Euro) profitieren zusätzlich von der staatlichen Arbeitnehmersparzulage, die je nach Anlageform bis zu 20 % betragen kann. Die Einkommensgrenzen der Arbeitnehmersparzulage wurden am 1. Januar 2024 im Rahmen des Zukunftsfinanzierungsgesetzes deutlich erhöht und vereinheitlicht. Vorher galten unterschiedliche Einkommensgrenzen: Beim Bausparen lag sie bei 17.900 Euro, während sie für Fonds und ETFs 20.000 Euro betrug. Durch die Neuregelung profitieren nun mehr Arbeitnehmer von dieser staatlichen Förderung.

Die Höhe der Arbeitnehmersparzulage richtet sich nach der gewählten Anlageform:

  • Investmentfonds: 20 % auf maximal 400 Euro jährliche Einzahlungen (maximal 80 Euro jährliche Zulage).
  • Bausparverträge: 9 % auf maximal 470 Euro Einzahlungen pro Jahr (maximal 43 Euro jährliche Zulage).

Da vermögenswirksame Leistungen oft mit der Arbeitnehmersparzulage kombiniert werden können, ergibt sich für förderberechtigte Arbeitnehmer ein erheblicher Vorteil. Denn neben den Arbeitgeberbeiträgen gibt es zusätzliche staatliche Zuschüsse, die langfristig den Vermögensaufbau unterstützen. Gerade VL-fähige Investmentfonds bieten langfristig gute Renditechancen, während Bausparverträge sicherheitsorientierten Sparern entgegenkommen. Somit können Anlageformen individuell gewählt werden. Zudem sind VL nicht nur für junge Arbeitnehmer attraktiv – auch Menschen, die sich gezielt auf eine sichere Altersvorsorge vorbereiten möchten, können diese staatlich geförderte Möglichkeit optimal nutzen.

Weichen für finanzielle Unabhängigkeit stellen

Die Vorstellung, eines Tages finanziell sorgenfrei den Ruhestand zu genießen, ist verlockend. Doch dieser Zustand kommt nicht von selbst. Wer heute strategisch handelt, kann sich später Freiheiten erlauben, von denen andere nur träumen. Es geht nicht nur darum, nicht von der staatlichen Rente abhängig zu sein, sondern auch um finanzielle Unabhängigkeit und Lebensqualität. Ein breit gestreutes Portfolio aus Aktien, Anleihen, Immobilien und Altersvorsorgeprodukten kann dazu beitragen, verschiedene wirtschaftliche Szenarien abzufedern und den Wohlstand nachhaltig zu sichern.

Welche Fragen sollte man sich also stellen?

  • “Wie viel Geld möchte ich im Alter monatlich zur Verfügung haben?”
  • “Welche Sparpläne oder Investitionen könnten mir langfristig den besten Ertrag bringen?”
  • “Nutze ich bereits alle staatlichen Förderungen und Arbeitgeberleistungen?”
  • “Wie kann ich meine Altersvorsorge mit privaten und betrieblichen Optionen kombinieren?”

Wer diese Fragen frühzeitig beantwortet und in die Umsetzung geht, wird sich in der Zukunft selbst danken. Denn das Geheimnis einer entspannten Rente liegt nicht im späteren Nachholen, sondern im frühen Start.