Der für Deutschland zu schwache Euro hat die deutsche exportorientierte Wirtschaft quasi zum Gewinner der Eurozone werden lassen. Gerade deshalb wird uns in der Medienwelt ständig suggeriert, Deutschland profitiere vom Euro wie kein zweites Land in Europa und müsse deshalb nun auch zahlen.
Aber stimmt diese Aussage bei genauerem Hinsehen wirklich, oder wird sie lediglich aus strategischen Gründen lanciert?
1. Euro Kaufkraftstabilität:
Die Kaufkraft des Euro hat seit dessen Einführung rund 60 Prozent eingebüßt – also in 10 Jahren! Gleichbedeutend mit einer mehr als Verdopplung der Preise – und Reallohnsenkungen.
Die D-Mark hingegen war über einen langen Zeitraum eine der stabilsten Währungen der Erde.
2. Euro Zinsniveau:
Durch die Einführung der Euro-Zone änderten sich die Zinsniveaus der Teilnehmer dramatisch. Die vorherigen Niedrigzinsländer (Deutschland, Niederlande, Österreich, Luxemburg, Frankfreich usw.) mussten deutliche Zinszuwächse hinnehmen, während die vorherigen Hochzinsländer, die Peripheriestaaten der Eurozone, einen deutlichen Rückgang der Zinsen verzeichnen konnten. In der Folge, konnten diese Staaten sowohl öffentlich als auch privat wesentlich mehr Kredite aufnehmen als dies die Wirtschaftskraft eigentlich zugelassen hätte was zu einer Erhöhung der Staatsausgaben führte (das umgangssprachliche “über die Verhältnisse leben”) während für die Niedrigzinsländer durch den Zinsanstieg die Refinanzierung als auch das in Gang halten der Wirtschaft deutlich erschwert wurde. In den Peripheriestaaten, insb. in Spanien, führten diese niedrigen Zinsen in der Konsequenz zu einem künstlichen Konjunkturboom, der insbesondere in der Bauindustrie zu beobachten war. Faktisch war es so, dass die Spanier durch die niedrigen Zinsen dazu “gedrängt” wurden, Häuser zu bauen, da die Immobilienpreise wesentlich stärker wuchsen als die Kreditzinsen betrugen. Als die Zinsen dann, mit abnehmender Bonität der Länder durch zunehmende Verschuldung (nicht nur in Spanien – sondern in allen Peripheriestaaten), wieder anstiegen – konnten viele “Häuslebauer” die Kredite nicht mehr bedienen und mussten die Bauprojekte aufgeben (deshalb sind in den Südländern überdurchschnittlich viele nur zur Hälfte fertig gebaute Häuser zu sehen). Real gesehen profitierten also die Peripheriestaaten durch den Zinsgewinn, während die “Kernländer” durch steigende Zinsen benachteiligt wurden. Als Folge der Euro-Einfühung zahlt Deutschland die höchsten Realzinsen (Zins nach Abzug der Inflation), obwohl es während der D-Mark-Zeiten die niedrigsten Realzinsen zu zahlen hatte.
3. Euro und Reallohn:
Der Reallohn ist in direktem Zusammenhang mit dem Realzins zu sehen. Durch den künstlichen Konjunkturboom kam es in den Peripheriestaaten zu deutlichen Lohnerhöhungen, die auf Dauer unter dem Gesichtspunkt international konkurrierender Märkte zu zu teuren Produkten führten. Diese Länder verloren also durch die steigenden Löhne an Wettbewerbsfähigkeit was wiederum zu der enorm hohen Arbeitlosenquote führte, mit der sie derzeit zu kämpfen haben. Umgekehrt erging es den Kern-Eurostaaten. Diese mussten stetige Reallohnsenkungen hinnehmen was sie international durch günstigere Produkte zwar wettbewerbsfähiger (insbesondere gegenüber den sowieso schwächeren Peripheriestaaten) machte, was zu einem Zuwachs an Arbeitsstellen führte – die breite Bevölkerung jedoch durch immer niedrigere Löhne zunehmend ärmer macht.
Die wahren Profiteure in Deutschland sind die wenigen DAX-Konzerne, die durch die niedrigen Reallöhne die Exportrate exorbitant steigern konnte.
Leider muss man abschließend sagen, dass (bis auf die wenigen Ausnahmen der großen Konzerne) die breite Bevölkerung Europas (die einen durch Reallohnsenkungen – die anderen durch steigende Arbeitslosenquoten) durch die gemeinsame Währung deutlich benachteiligt werden. Dies führt dann leider zu gegenseitigem Neid, Hass und der Wiederaufflammung von nationalistischen Ressentiments obwohl doch beide Seiten die Verlierer sind.
Die Frage muss erlaubt sein, weshalb diese tieferen Ursachen niemals erläutert werden? Durch dieses Verständnis könnte das Konfliktpotenzial der Bevölkerungen deutlich abgemildert werden.
Und trotzdem wird uns immer wieder eingetrichtert, dass wir (Deutschland) die großen Gewinner der Eurozone seien. Doch weder wir, noch die zunehmend verarmenden Peripheriestaaten sind Gewinner. Würden die Länder zu ihrer eigenen Währung zurückkehren, könnten diese Spannungen abgebaut – durch den Auf- und Abwertungsmechanismus – werden.
4. Euro Aufnahmekriterien, Schummeleien und der Maastricht-Vertrag
Bereits bei der Aufnahme einiger Länder in die Eurozone wurden Bilanzfälschungen billigend in Kauf genommen. Das soll heißen, dass die Länder (auch Deutschland) sehr wohl wussten, dass die Periphäriestaaten (wie z.B. Griechenland) die Aufnahmekriterien nicht erfüllt haben und nur durch entsprechende “beschönigende” Bilanz(tricks) diese Kriterien erfüllten. Übrigens war es auch Mario Draghi (während seiner Goldman Sachs Zeit) der hier tatkräftig mithalf und Goldman Sachs anschließend die Sahnestücke Griechenlands sicherte.
Leider ist noch zu unbekannt, dass in Griechenland gewaltige Öl- und Gasvorkommen schlummern (das ist allerdings noch nicht so lange bekannt – das Bekanntwerden fällt erstaunlich exakt mit der Veröffentlichung der griechischen Schuldenproblematik (die ja bereits vorher bekannt war) und der Hetze gegen die älteste Demokratie der Welt zusamen). Dieses Land ist also nicht arm, sondern enorm reich – die Bevölkerung wird davon, ähnlich wie in Libyen/ Irak/ Afganistan/ Sudan/ Uganda (Kony – der seit Jahren schon nicht mehr in Uganda ist – lässt grüßen)/ und wohl leider bald auch Syrien und Iran usw. usw. leider niemals profitieren – ganz anders aber die Großkonzerne des Öl- und Gasgeschäfts.
Die Konsequenz aller angesprochenen und analysierten Problematiken sind immer wiederkehrende Wirtschafts- und Finanzkrisen. Die verheerenden Auswirkungen der bekanntesten Krisen findest Du hier.
Unsere drei Buchempfehlungen zum Thema
W. Hankel: Die Euro-Bombe wird entschärft*
M. Otte: Stoppt das Euro-Desaster!*
H.-W. Sinn: Gefangen im Euro (Edition Debatte)*
* = Affiliate Link
Dir entstehen durch einen Klick weder Nachteile noch irgendwelche Kosten. Wenn Du Dich für ein Produkt entscheidest, zahlst Du den gleichen Preis wie ohne Klick auf den Link. Für uns ist es jedoch wertvoll, weil Du damit unsere Arbeit – in Form einer kleinen Provision – unterstützt. Natürlich erst dann, wenn Du Dich nach einem Klick mit einem Kauf für das Produkt/Angebot entscheiden solltest. Vielen Dank im Voraus, wir wissen das sehr zu schätzen.