Wahrscheinlich hat sich jeder schon einmal gewünscht, Inhaber eines gut laufenden Unternehmens zu sein. Die Angestellten erledigen die ganze Arbeit und man selbst braucht abends nur das Geld aus der Kasse nehmen. Dabei könnte es sich um so etwas einfaches wie einen Frisörsalon oder eine Imbissbude handeln, ebensogut aber auch um einen Mega-Supermarkt mit 50 Kassen, dessen Tagesumsatz man gerne einmal einstreichen würde. Wie schön wäre es, sich gemütlich zurückzulehnen und einfach regelmässig abzukassieren?

Mit Dividendenaktien ist man von dieser Vorstellung eigentlich gar nicht SO weit entfernt.

Also gut, man kann zwar nicht täglich in irgendwelche Kassen greifen und sich beliebig bedienen, aber man kann sich zurücklehnen und sich darüber freuen, dass regelmässig Geld aufs Girokonto fließt. Und das, ohne selbst aktiv etwas dafür zu arbeiten.

Was ist eine Aktie?

Grundsätzlich ist eine Aktie ja nichts anderes, als ein Unternehmen. Aber wie soll man sich das eigentlich vorstellen? Auf der einen Seite ein Unternehmen, bestehend aus Gebäuden, Maschinen, Mitarbeitern und Fahrzeugen usw. und auf der anderen Seite ein relativ abstraktes Wertpapier, das irgendwie ein «imaginäres» Miteigentum am Unternehmen verbrieft. Für Neulinge mag der Zusammenhang anfangs schwer begreiflich sein.

Dabei ist das eigentlich ganz einfach und im Folgenden möchte ich dies am Beispiel «Coca Cola» vereinfacht darstellen.

Dividendenaktien erklärt am Beispiel von Coca Cola

Jeder kennt diese Riesenfirma, die überall auf der Welt vertreten ist.

Coca Cola wird im Jahr 2019 voraussichtlich knapp 8 Milliarden EURO Gewinn erzielen. Davon werden etwa 2 Milliarden im Unternehmen verbleiben und dort reinvestiert (z.B. um Maschinen zu erneuern oder um zu expandieren). Die übrigen 6 Milliarden EURO bekommt der Inhaber der Firma. Diese sind sozusagen seine Dividende, seine Gewinnausschüttung.

Aber Coca Cola gehört nicht nur einem einzigen Menschen allein, sondern ist durch eine riesige Anzahl an Aktien auf viele Miteigentümern aufgeteilt.

An der Börse gibt es Coca Cola nämlich theoretisch über 4 Milliarden mal, nämlich in Form von 4.268.000.000 Aktien. Kaufe ich mir also eine einzige Aktie, so bin ich automatisch «Mitinhaber» von Coca Cola und mir gehört ein Anteil an diesem riesigen Weltunternehmen, wenn auch nur ein klitzekleiner. Nichtsdestotrotz ändert dies nichts daran, dass ich als Mitinhaber am Unternehmensgewinn beteiligt bin und eben auch meinen Teil dieses Gewinns auszahlt bekomme.

Durch den Kauf einer einzelnen Aktie bin ich somit mit ca. 1,85 EURO (von insgesamt 8 Milliarden EURO) am Unternehmensgewinn beteiligt, und von den 6 Milliarden EURO Dividende werden voraussichtlich 1,39 EURO an mich auszahlt werden. Alle wichtigen Unternehmenskennzahlen werden auf die Ebene der Einzelaktie heruntergebrochen. Und hier schliesst sich dann der Kreis: jede Aktie ist quasi eine Mini-Coca Cola-Firma und ich muss nicht selbst in der Küche Softdrinks kreieren und diese verkaufen, um am Milliardenmarkt der Softdrinks zu partizipieren. Die Firma existiert bereits und ich kann mich einfach «einkaufen» und regelmässig meinen Gewinnanteil kassieren.

Stellen wir uns vor, dass wir für ca. 1.000 EURO Coca Cola Aktien kaufen (das wären etwa 22 Stück), so würde auf uns ein Gewinnanteil von 40,70 EURO entfallen, von dem 30,58 EURO an uns ausgezahlt würden (dies geschieht automatisch, unsere Bank schreibt uns den Betrag einfach auf unser Girokonto gut). Da die Dividendenzahlung bei Coca Cola quartalsweise erfolgt, erhalten wir alle drei Monate eine Gutschrift von ca. 7,65 EURO entspricht (Steuern nicht berücksichtigt). Um zu sehen, ob dies «viel» oder «wenig» ist, wird dieser Betrag mit unserem Investment ins Verhältnis gesetzt, woraus sich eine Dividendenrendite von ca. 3% ergibt (kleine Randbemerkung: Coca Cola hat die Dividende über die letzten 55 Jahre jedes Jahr erhöht).

Die Idee hinter Dividendenaktien

Dies verdeutlicht hoffentlich, dass eine Dividendenaktie nicht unbedingt dem entspricht, was sich viele Laien und Neulinge unter «Aktien» allgemein vorstellen. Es kursiert unter anderem die Idee, dass eine Aktie ein hochriskantes «Zocker-« und Spekulationsinstrument sei, welches täglich gekauft und verkaufet werden müsste. Vielmehr muss man hinter der Dividendenaktie wirklich das Unternehmen sehen, dessen regelmässige Erträge für mich entscheidend sind. Handelt es sich um ein solides und gut geführtes Unternehmen, welches nachhaltig Gewinne schreibt und diese sogar Jahr für Jahr steigern kann, besteht somit eigentlich auch kein Grund bei zwischenzeitlichen Kursschwankungen besorgt zu sein. Stell Dir vor, Ihnen gehört oben erwähnter Frisörladen: interessiert es Dich wirklich, wieviel Geld Du erhalten würdest, falls Du den Laden morgen verkaufen würdest? Oder wärst Du überhaupt daran interessiert, Dein Geschäft zu verkaufen? Eigentlich liegt Dir viel mehr daran, dass der Laden gut läuft und Du langfristig mit dem Gewinn planen und regelmässig Geld aus dem Unternehmen ziehen kannst.

Oder stell Dir eine Immobilie vor, die Du an einen solventen Mieter vemietet hast: die Mieten gehen monatlich auf Dein Konto ein. Interessiert es Dich da, welchen Wert Deine Immobilie gerade hat? Wenn Du an regelmässigen Erträgen interessiert bist, ist Dir das vollkommen egal, da Du überhaupt nicht daran denkst zu verkaufen.

Und genau das ist das Prinzip bei Dividendenaktien.

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Dividendenaktie ist nicht gleich Dividendenaktie

Nun könnte man schlau entgegnen: «Gut, Konzept verstanden. Also gehe ich nun einfach mal ins Internet, such in den allseits bekannten Datenbanken die Aktien mit der höchsten Dividendenrendite aus, kaufe ein paar und lehne mich getrost zurück!». So einfach ist es dann leider doch nicht. Da sich die Dividendenrendite aus Zähler und Nenner ermittelt, beeinflussen beide Zahlen das Ergebnis. So ist es relevant zu prüfen, ob eine hohe Dividendenrendite hauptsächlich aus einer Reihe von Dividendenerhöhungen und Gewinnsteigerungen herrührt, oder ob sich durch einen Kurseinbruch von 50% aufgrund düsterer Zukunftsaussichten die Dividendenrendite gerade mal so von 5% auf 10% verdoppelt hat. Dies wird auch aus den folgenden Grafiken ersichtlich in denen ich beispielhaft die Entwicklung zweier fiktiver Aktien (Kurs, Gewinn- und Dividendenentwicklung sowie die Dividendenrendite) gegenübergestellt habe.

Zwar scheint die Aktie in Beispiel 1 beim Vergleich der Dividendenrendite für 2018 attraktiver (15% gegenüber 4.78%). Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass der Gewinn pro Aktie rückläufig ist, die Dividende aufgrund des Gewinneinbruchs gekürzt wurde und dass außerdem der Kurs der Aktie um 90% eingebrochen ist, woduch folglich die Dividendenrendite geradezu explodiert. Man kann sich wohl leicht vorstellen, dass die Zukunfserwartungen nicht gerade rosig sind und langfristig keine zuverlässigen Dividendenzahlungen zu erwarten sind.

Demgegenüber sehen wir in Beispiel 2 eine stetige Entwicklung bei der Dividende pro Aktie, die auch mit konstanten Gewinnsteigerungen unterlegt ist. Sprich: dieses Unternehmen steigert regelmässig seine Gewinne und ist daher in der Lage Jahr für Jahr mehr an seine Aktionäre auszuzahlen. Die Dividendenrendite von 4,78% ist beiweitem niedriger als in Beispiel 1, jedoch lässt die langfristige Entwicklung auf weitere Steigerungen in den nächsten Jahren hoffen.

Hervorzuheben ist der Punkt, dass Dividendenzahlungen mit tatsächlichen Gewinnen unterlegt sind.

Vielleicht fragst Du Dich nun: «Womit den sonst, wenn nicht mit Gewinn?»

Nun, viele Unternehmen streben eine gewisse Dividendenkontinuität an und schütten, um Ihre Anleger nicht zu enttäuschen, Teile ihrer Substanz aus, da die Gewinne alleine nicht ausreichen.

Dies wäre vergleichbar mit einem Obsthändler, der mit dem Verkauf seiner Äpfel von der eigenen Plantage bislang immer 1.000 EURO erzielt hat und diesen Betrag auch in Zukunft erzielen möchte. Als er in einem Jahr nur 500 EURO aus der Apfelernte erzielen kann, fällt er 20% seiner Bäume und verkauft Sie als Brennholz, um irgendwie seine «Dividende» von 1.000 EURO aufrechtzuerhalten.

Äpfel = Gewinn/Ertrag, Brennholz = Baum = Substanz.

Ein solches Vorgehen schwächt die Substanz und damit seine Basis für das Unternehmen, da mehr und mehr Vermögenswerte «vernichtet» werden, um Geld an die Anleger auszuzahlen.

Fazit

Logisch durchdacht, mit einem realistischen und vor allem langfristigen Horizont sowie einer breiten Streuung sind Dividendenaktien bzw. «Dividendenunternehmen» eine Möglichkeit, dem Wunsch nach «Zurücklehnen und Kassieren» Stück für Stück näher zu kommen. Bevor man sich für ein Unternehmen entscheidet, in welches man sein hart verdientes Geld investiert, sollte man sich mit den Zahlen, Daten und Fakten des Unternehmens vertraut machen.

Einen weiterführenden Einstieg in die Welt der Dividendenaktien erhältst Du in unserem Bestseller Einmal Dividende bitte! von Jens Helbig.

Wie sieht es bei Dir aus: Hast auch Du Aktien einmal als sehr riskant angesehen? Welche Meinung von Aktien hast Du nun? Und vor allem: Würdest Du in Dividendenaktien investieren? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!