GLOBALE VERMÖGENS-UNGLEICHVERTEILUNGUNGLEICHVERTEILUNG VERMÖGEN

Wer das Geldsystem versteht, wird die Hintergründe verstehen, weshalb wir es mit zunehmender Ungleichverteilung von Vermögen, Wohlstand und auch (sozialem) Frieden zu tun haben. Tag auf Tag wird die Welt (nicht nur ökonomisch) zunehmend ungerechter.

UNGLEICHVERTEILUNG DES REICHTUMS

Das liegt vor allem an einer massiven, insbesondere zins- bzw. renditebedingten, Vermögens(um)verteilung. Diese hat eine extreme Vermögens- und Reichtumskonzentration an der Spitze der Gesellschaft zur Folge. Das wiederum äußert sich in immer weniger immer mächtigeren Menschen.

Heute besitzen bspw. ein Prozent der US-Amerikaner über 40% des gesamten US-amerikanischen Vermögens und der Oxfam-Bericht zeigt im Jahr 2015, dass 62 Menschen auf der Erde genauso viel Vermögen besitzen, wie die ärmere Hälfte der Menschheit!

UNGLEICHVERTEILUNG DES VERMÖGENS IN DEUTSCHLAND

Meistens wird Deutschland als Land dargestellt, in dem Vermögen reichlich vorhanden sind und diese auch relativ gleich verteilt sind. Das liegt vor allen Dingen an der noch immer relativ großen Mittelschicht. Viele sehen dabei leider nicht, dass sich die Tendenz einer auseinanderklaffenden Schere von Arm und Reich auch in hochentwickelten Industriestaaten wie Deutschland erheblich verstärkt.

Immer wieder wird in Politik und Presse gebetsmühlenartig gepredigt, dass Deutschland ein wohlhabendes Land sei. Schließlich ist die Summe von deutlich mehr als 5 Billionen EUR Geldvermögen statistisch belegt. Ebensowenig ist die Zahl von allein 1,2 Millionen Millionären (Stand Juli 2016) hierzulande von der Hand zu weisen. Die Fakten malen numerisch betrachtet ein sehr positives Bild.

Viel zu selten wird jedoch die Tatsache diskutiert, dass diese Vermögen extrem ungleich verteilt sind.

Obwohl es Millionäre wie Sand am Meer zu geben scheint, existiert auch eine Kehrseite. In Zahlen etwa 6,72 Millionen (2015) überschuldete Privatpersonen in Deutschland und zwar besonders jüngere Erwachsene bis 30 Jahre! Gemäß der Grundfunktionsweise von Guthaben und Schulden müssen schließlich jedem Guthaben auch Schulden in selber Höhe gegenüberstehen!

Multimillionäre weltweit

Quelle: Spiegel Online

Diese Statistik zeigt, dass Deutschland im Jahr 2014, nach den USA, die zweitgrößte Anzahl von Multimillionären weltweit auf sich vereinte.

UNGLEICHVERHÄLTNIS ZWISCHEN KONZERNEN UND POLITIK

Die ARD-Dokumentation „Geld regiert die Welt“ zeigte auf, dass 146 globale Konzerne (133 davon aus der Versicherungs- oder Bankenbranche) über mehr als die Hälfte des weltweit zirkulierenden Kapitals verfügen.

Diese multinationalen Konzerne dominieren die Weltwirtschaft und damit auch die Politik damit nach Belieben. Eine klassische Mittelschicht ist in den Vereinigten Staaten bereits heute praktisch nicht mehr vorhanden. Ein Ende dieser Entwicklungen ist nicht in Sicht. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich die Situation stärker zuspitzt.

Worin liegen aber tiefere Ursachen der Krisen? Warum kehren sie, in ständig neuen Worthülsen gekleidet, jedoch stets gleichen Mustern, immer wieder? Und wie lässt sich Ungleichverteilung bemessen?

GELDSCHEIN GLEICH SCHULDSCHEIN

Jeder Geldschein, der jemals gedruckt wurde, stellt nichts anderes als einen Schuldschein oder Schulden dar. Geld entsteht in unserem Wirtschaftssystem und zwar von Beginn an, ausschließlich durch Schulden bzw. Kreditaufnahme. Bereits Privatbanken leihen sich bei der Zentralbank mit Zins belastetes Geld und geben es dann an Staaten im Austausch gegen Staatsanleihen weiter. Geld geht also immer mit einem Zins einher, der lediglich durch neue, immer höhere Kredite, kurzfristig, ausgeglichen werden kann.

Eine unaufhaltsame Spirale der Geldproduktion entsteht, um alte Schulden „begleichen“ zu können – immer unter Zuhilfenahme neuer „zinsbelasteter“ Schulden. Das kann, werden Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit nicht an den Verlauf der Volkswirtschaft angepasst, zu Inflation führen. Inflation wiederum ist gewünscht um die realen (Staats-)Schulden zu senken und die Menschen dazu zu bewegen, das Geld heute und nicht morgen auszugeben. Damit lässt sich das Wirtschaftswachstum weiter anzukurbeln. Während sich immer mehr Menschen verschulden müssen, häufen sich auf der anderen Seite bei ganz wenigen exorbitante Vermögen an. Während das Hamsterrad also die einen gefangen hält, profitieren andere davon enorm!

UNGLEICHVERTEILUNG DURCH ZINS UND ZINSESZINS

Die zunehmende Ungleichverteilung von Vermögen ist überwiegend eine Konsequenz des Zins- und Zinseszins-Mechanismus. Wie wir bereits aufgezeigt haben, wachsen Guthaben und Schulden parallel, exponenziell an. Das lässt die Verteilungsschere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffen. Die Anzeichen, zu sehen an den weltweiten Ausmaßen der Ungleichverteilung der Vermögen und des Wohlstands, wurden dabei viel zu lange unterschätzt:

  • Das reichste 1 % der Weltbevölkerung besitzt ca. 40 % der weltweiten Vermögen!
  • Die ärmsten 60 % der Weltbevölkerung besitzen 0,8 % der weltweiten Vermögen!
  • Nur 62 Menschen auf der Welt besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Menschheit!
  • Mehr als 1 Milliarde Menschen muss von weniger als 1,25 US-Dollar am Tag leben!

Dieser Umstand zeigt ganz offensichtlich eine durch unser Geld- und Wirtschaftssystem hervorgerufene Ungleichheit und Verteilungsungerechtigkeit.

UNGLEICHVERTEILUNGSMAß

Wie so häufig in der Wirtschaft bzw. Soziologie herrscht auch beim Begriff Ungleichverteilung Verwirrung. Da in unserer gegenwärtigen Wirtschaftsordnung alles auf den monetären (finanziellen) Gewinn abzielt, bezieht man auch den Ausdruck Ungleichverteilung ausschließlich auf das Geld.

Das ist aber nur zum Teil korrekt.

Zwar ist das monetäre Ungleichgewicht (von Reichtum bzw. Vermögen) – hervorgerufen durch das Geldsystem – meistens die Ursache jedoch ergeben sich daraus auch viele andere Verteilungsungerechtigkeiten. Man denke nur an die Ungleichverteilung von Frieden, Nahrung, Wasser, Sicherheit, Bildung(schancen), Zufriedenheit, Arbeit und last but noch least auch dem Glück!

Um Ungleichverteilung messen zu können muss man an sich “nur” zwei Werte vergleichen.Je weiter diese beiden Werte von der mathematischen Gleichverteilung abweichen, eine umso größere Disparität besteht. Disparität ist der sozioökonomische Fachbegriff für Ungleichheit. Im folgenden wollen wir Euch die 4 wichtigsten Messmethoden vorstellen: # 1: Die Hoover Ungleichverteilung, # 2: Der Theil-Index, # 3: Der Gini-Koeffizient und # 4: Die Lorenzkurve.

# 1 – DIE HOOVER-UNGLEICHVERTEILUNG

Die sogenannte Hoover Ungleichverteilung gilt im Allgemeinen als das einfachste Ungleichverteilungsmaß. Deshalb wird sie auch häufig als “Robin-Hood-Index” bezeichnet. Sie schwankt zwischen den Werten 0 bzw. 0 Prozent und 1 bzw. 100 Prozent. Die näher die Zahl bei 0 liegt, umso gleichverteilter, je näher sie an 1 liegt, umso ungleichverteilter sind zwei verglichene Werte. Null bedeutet somit maximale Gleichheit, während 1 maximale Ungleichheit anzeigt.

Das Tolle an diesem Ungleichverteilungsmaßstab ist, dass er direkt rückschließen lässt, in welchem Verhältnis Vermögen zueinander stehen. Das wiederum erlaubt eine relativ genaue Aussage darüber, wie bzw. mit welchen Veränderungen man eine Gleichverteilung herstellen kann bzw. in welchem Ausmaß Vermögen von unten nach oben verteilt wird.

Nehmen wir beispielsweise an, dass zwei verschiedene Zustände gemessen werden. Einmal mit und einmal ohne der Veränderung einer Konstante (z.B. der Zinsbelastung der Einkommen). Daraus ergäbe sich eine Differenz. Zieht man nun die beiden Verteilungsmaße voneinander ab, erhält man den Betrag, der von den ärmeren zu den reicheren umverteilt wird. Ein weiterer Vorteil des Hoover-Ungleichverteilungsmaßes ist, dass mit ihm etwa die Ungleichverteilung von Vermögen, von Einkommen aber auch vielen anderen Faktoren berechnet werden können.

# 2 – DER THEIL-INDEX

Das  als Theil-Index bezeichnete Ungleichverteilungsmaß wird der Kategorie der sogenannten Enthropiemaße zugerechnet und gilt als interpretierendes Maß. Enthrophie heißt einfach gesagt Chaos. Somit geht der Theil-Index zunächst von einer gänzlich chaotischen bzw. nicht-geregelten Volkswirtschaft aus. Die Umverteilung erfolgt dann, ohne, dass je aktuelle Informationen über die Situation der einzelnen Teilnehmer erhoben werden, ausschließlich durch die Wahrscheinlichkeitstheorie (Stochastik). Auch der Theil Index streut in der Regel zwischen 0 und 1.

Besonders interessant ist, dass sich beim Theil-Index das sogenannte 80/20 bzw. Pareto Prinzip abzeichnet, wenn der Theil-Index 1 beträgt. Das heißt zum Beispiel, dass 20 Prozent der Menschen über 80 Prozent der weltweiten Ressourcen verfügen oder 20 Prozent der Unternehmen mehr als 80 Prozent der Wirtschaft steuern usw. Ist die Ungleichverteilung sogar noch größer, ist der Koeffizient sogar größer als 1.

# 3 DER GINI-KOEFFIZIENT

Das bekannteste und beliebteste Ungleichverteilungsmaß ist der Gini-Koeffizient. Dieser greift auf die im Anschluss (Punkt # 4) erklärte Lorenzkurve zurück. Der Gini-Koeffizient gleicht hinsichtlich der Zahlenwerte dem Hoover-Ungleichverteilungsmaß. 0 bedeutet maximale Gleichverteilung und 1 maximale Ungleichverteilung.

GINI_KOEFFIZIENT_Ungleichverteilung

Quelle: DIW Wochenbericht 09/2014

Du kannst deine Kenntnisse anhand der von uns erstellen Grafik (Nettovermögen in Deutschland von Personen ab 17 Jahren) ganz einfach ausprobieren. Überlege dir dafür kurz, wie du die Grafik gemäß dem Gini-Koeffizienten interpretieren würdest. Anschließend kannst du deine Antworten mit unseren Interpretationen vergleichen.

INTERPRETATION DER GRAFIK

  • Grundsätzlich ist die Ungleichverteilung im Osten Deutschlands deutlich stärker ausgeprägt als im Westen. Das siehst du daran, da der Gini-Koeffizient (blau für Ostdeutschland) deutlich näher an 1 liegt als der Gini-Koeffizient für Westdeutschland (rot).
  • Außerdem scheint zwischen 2007 und 2012 die Ungleichverteilung sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland zurückgegangen zu sein. Es handelt sich hier aus unserer Sicht aber vor allem um die Auswirkungen der Finanz- und Schuldenkrise, der einige hohe Vermögen dezimiert hat.

# 4 DIE LORENZKURVE

Die Lorenzkurve geht auf den US-amerikanischen Ökonomen und Mathematiker Max-Otto Lorenz zurück. Auch die von ihm entwickelte Lorenzkurve möchte Ungleichverteilungen grafisch veranschaulichen und dadurch vorhandene Ungleichheiten (Disparitäten) deutlich machen. Vor allem die Einkommensverteilungen in einem Land werden durch die Lorenzkurve abgebildet. Toll daran ist, dass man sie mit der statistischen Normalverteilung vergleichen kann und schnell einen Eindruck der Stärke der Disparität (in unserem Fall von Reichtum bzw. Einkommen) erhält.

FAZIT

Wie du dir unschwer vorstellen kannst, hat die zunehmende Auseinanderentwicklung der Einkommen enorme Konsequenzen auf die Gesellschaft. Außerdem sorgt eine steigende Anzahl von hohen und immer höheren (in der Regel nicht aus eigener Arbeit hervorgehenden) Einkommen zu vermehrter Unsicherheit auf den Finanzmärkten. Denn steigende Kapitaleinkommen in einer Volkswirtschaft müssen ja zum einen von irgendjemandem erarbeitet werden und das in immer größerem Maße (wirtschaftlicher Aspekt) und wollen zum anderen ja aber auch gut verzinst sein (Finanzmarktaspekt).

Einmal mehr nimmt das Hamsterrad weiter an Fahrt auf

Das kann jedoch dann gefährlich werden, wenn die Kapitaleinkommen aus einer enorm gestiegenen Ungleichheit von Vermögen und Reichtum von den fleißigen Hamstern nicht mehr erarbeitet werden können. Dann hätte das Hamsterrad seine maximale Geschwindigkeit erreicht und diese reicht trotzdem nicht mehr aus. Das könnte, wie wir in unserem Buch “Tag auf Tag im Hamsterrad” beschreiben, zu extrem problematischen Konsequenzen führen.

Schließlich können wir nur dann eine friedliche Zukunft, die für jeden Menschen einen fairen und gebührenden Lebensstandard gewährleistet, anpeilen, wenn man nach einer mittleren Verteilung strebt und die extreme Vermögenskonzentration auf ein Normalmaß zurückführt.

Was denkst Du darüber? Wusstest du von dieser extremen Ungleichverteilung von Reichtum und Vermögen? Hast du Vorschläge dazu oder andere interessante Fakten? Dann schreibe uns gerne einen Kommentar!

Unsere drei Buchempfehlungen zum Thema
D. Landes: Wohlstand und Armut der Nationen: Warum die einen reich und die anderen…*

M. Hartmann: Soziale Ungleichheit – Kein Thema für die Eliten?*
B. Marcon: Umverteilen: von oben nach unten: Die Ursachen der…*


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