PAPIERGELD

#1 Die Geschichte des Papiergeldes – eine Analogie..

Mit der Diskussion um die Bargeldabschaffung beginnt nach langer Zeit auch wieder eine Auseinandersetzung mit dem Papiergeld. In diesem Zusammenhang wissen leider nur Wenige, dass Bargeld (Scheine und Münzen) zugleich das einzige gesetzliche Zahlungsmittel ist. Das bedeutet, dass ein Zahlungsempfänger dazu verpflichtet ist, dieses Geld anzunehmen. Sichtguthaben bzw. Giralgeld hingegen sind keine gesetzlichen Zahlungsmittel – sprich kein richtiges Geld – und müssen somit im Zahlungsverkehr nicht angenommen werden.

Interessanterweise lässt sich die Geschichte des Bar- bzw. Papiergeldes durch Muster aus der Vergangenheit erklären. Die Währungsgeschichte scheint ein sich in abgewandelter Form wiederholender Prozess zu sein.

#2 Eine kurze Geschichte des Geldes

Um unser heutiges Papiergeldsystem verstehen zu können, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Die ersten wirtschaftlichen Beziehungen wurden nämlich lange vor der Einführung des Geldes vollzogen. Durch den sogenannten Tauschhandel, Warentausch oder einfach durch Schenkung gewährleistete man die Sicherstellung anderer Güter, die man selbst nicht – oder nur unter schwerster Arbeit – selbst hätte herstellen hätte können. Bereits damals organisierte man dadurch erste arbeitsteilige Prozesse.

Später vereinfachte man den Tausch durch die Einführung von Edelmetallen wie Gold, Goldbarren oder auch Silber als Tauschmedium. Diese waren besser messbar und konnten über regionale und selbst Landesgrenzen hinweg gegen Güter bzw. Dienstleistungen umgetauscht werden. Mit der Einführung des Münzprägerechts fing man schließlich an, den Edelmetallen durch Prägung zusätzlichen Wert zu verleihen. Man prägte Goldmünzen und Silbermünzen. Dadurch sicherten die Landesherren ihren Machtanspruch zusätzlich.

#3 Das erste Papiergeld – eine kurze Geschichte des Papiergeldes

Es gibt durchaus divergierende Interpretationen darüber, wann, wo und wie das erste Papiergeld entstanden sei. Für uns kristallisierten sich während unserer Buchrecherchen zwei besonders wichtige Ereignisse heraus:

#3.1 Papiergeld in China

Man ist sich relativ sicher, dass China das erste Land war, das offiziell eine Papiergeldwährung einführte. Man weiß beispielsweise, dass in der westchinesischen Stadt Chengdu seitens der Song-Dynastie bereits im Jahre 1024 – zur Kriegsfinanzierung – vom Staat Papiergeld geschaffen wurde. Diese übermäßige Papiergeldproduktion – die immer wieder an der Deckung scheiterte – sorgte somit im früheren China bereits häufiger zu Inflationen. Die ersten noch existierenden Papiergeldscheine datieren zurück auf die Ming Dynastie. Auf den Noten versicherte man den Besitzern schriftlich, dass sie jederzeit in Edelmetallmünzen umgetauscht werden könnten.

#3.2 Papiergeld in Europa

Zum einen waren Edelmetalle – auch später in Münzform – in größeren Mengen relativ ungeschickt und zudem gefährlich zu transportieren. Außerdem sorgte der zunehmende Handel dafür, dass nicht genügend Münzen bzw. Edelmetalle zur Verfügung standen, um den Handel weiterhin zu gewährleisten. Somit suchte man nach Alternativen.

Der große Marco Polo sollte aus seinen Reisen nach Fernost schließlich als erster Abendländer im Westen vom Papiergeld berichten. Datierungen deuten auf das Jahr 1276 hin. Von einem Staat wurde Papiergeld jedoch als erstes 1483 in Spanien eingeführt. In den Niederlanden spricht man vom Jahr 1609 und in England vom Jahr 1694 und schließlich 1705 in Deutschland (Köln). Geschichtlich betrachtet ist das Papiergeld in Europa also ein noch relativ junges Phänomen.

Das Papiergeld war jedoch immer – zumindest offiziell – mit Edelmetallen desselben Gegenwertes hinterlegt und gedeckt. Man konnte diese „Geldanspruchsscheine“ (damals auch Banknoten oder Bankzettel genannt) somit jederzeit bei einer Bank gegen den Wert Edelmetall eintauschen. Da der Handel mit Papier aber deutlich einfacher war, als mit schweren Edelmetallen, zirkulierten die Ansprüche schon bald frei in der Wirtschaft.

#3.3 Das moderne Papiergeld

Das heute existierende Papiergeld entstand schließlich als Konsequenz der an Edelmetalle gebundenen „Bankzettel“. Spätestens mit dem sogenannten „Bretton-Woods-System“ und dem sogenannten Goldstandard nahm die Geschichte des Papiergeldes eine völlig neue Wendung. Papiergeld auf der ganzen Welt war nur noch an den US-Dollar und dieser wiederum an das Gold gekoppelt. Als jedoch erste Staaten (allen voran Frankreich – Charles de Gualle – 1971) die Rückzahlung in Gold verlangten, stellte man in den USA „völlig überrascht“ fest, dass nur noch ein Bruchteil der Golddeckung vorhanden war. Somit löste man sich 1971 schließlich unter Präsident Nixon vollständig vom Goldstandard. Die Geburtsstunde des modernen Papiergeldes.

#4 Papiergeld heute

Seither fußt unser Wirtschafts- und Geldsystem auf dem soganannten Fiat-Money – aus dem Lateinischen „Geld aus Luft“. Aus Luft deshalb, weil dieses Geld ohne einen realen Gegenwert bzw. eine reale Deckung (z.B. in Gold oder Silber) in Form von Kreditvergabe an private Banken geschaffen wird. Heute ist diese Geldform nur noch durch Vertrauen und die gesamtvolkswirtschaftliche Leistung gedeckt.

Das Recht Geld zu drucken, die sogenannte Emission (Ausgabe) von Papiergeld (Geldscheine), kann ausschließlich durch Zentralbanken bzw. Notenbanken der jeweiligen Länder bzw. Währungsräume geleistet werden. Diesen Prozess nennt man Geldschöpfung.

In Europa ist die EZB, die Europäische Zentralbank, für die Ausgabe der Euroscheine, Euronoten bzw. Euro Banknoten zuständig. In den USA sogt die FED (Federal Reserve), eine private Notenbank, für die Ausgabe der Dollarscheine.

#5 Papiergeld: Eine Gefahr für das Geldsystem?

Uns erreicht häufig die Frage, ob Papiergeld eine Gefahr für das Geldsystem sei. Wie wir bereits erklärt haben, ist Papiergeld grundsätzlich durch die gesamtvolkswirtschaftliche Leistung gedeckt. Nichtsdestrotrotz ist es ohne das Vertrauen wertlos. Schließlich handelt es sich um bedrucktes Papier!

#5.1 Aus Papiergeld wird noch mehr Giralgeld

Gerade die sogenannte Giralgeldschöpfung (genauer Kreditvergabe) der privaten Geschäftsbanken ist aus unserer Sicht problematisch. Schließlich schaffen private Banken kein Geld im Sinne gesetzlichen Zahlungsmittels sondern lediglich Ansprüche auf richtiges Geld.

#5.2 Geldmengensteuerung und Inflation

Außerdem wird die Steuerung der Geldmenge, ihre Anpassung durch die Zentralbank an die Volkswirtschaftliche Leistung, mit zunehmender Geldmenge immer schwieriger. Derzeit (Mitte 2016) pumpt die EZB in Europa ohne Ende Geld in das System. Sowohl am Geld- als auch am Kapitalmarkt. Hier entsteht die reale Gefahr einer Inflation. Wobei die wahre Inflation seit einiger Zeit an den Aktienmärkten zu beobachten ist. Man nennt das im Fachjargon „Asset Price Inflation“.

Wie stark sich eine Inflation in der Realwirtschaft auswachsen kann, soll letztes Beispiel zeigen.

#5.3 Der Pengö in Ungarn

Der nominal teuerste Geldschein der Welt existierte in Ungarn und geht zurück auf das Jahr 1946 uund hieß „1 Milliarden * Billionenpengöschein“. Er entsprach einer Trilliarde (10 hoch 21) „Pengö“. Später führte man sogar noch den Forint ein, den man gegen ca. 400.000 Quadrillionen (einer 4 mit sage und schreibe 29 Nullen) Pengö eintauschen konnte. Oder etwas „einfacher“ gegen 200 Millionen Adopengö. Und damit nicht genug. Der höchtste bis dato bekannte Geldschein war der „10 Millionen Adopengöschein“.

#6 Fazit

Selbst nach vielen Jahren der Beschäftigung mit dem Thema Geldsystem faszinieren uns die immer wiederkehrenden währungsgeschichtlichen Muster noch immer. Schließlich funktionieren sie fast wie eine Blaupause für alles was da noch kommen wird.

Unser Geldsystem hat eine beeindruckende Mutation durchgemacht. Vom Ursprung, da man Waren und Dienstleistungen einfach verschenkte, über den Tausch hin zur Verwendung von Edelmetallen und Münzen, schließlich hin zum Papiergeld und dem heute überwiegend verwendeten Giralgeld bzw. Buchgeld.

Was denkst Du über das Papiergeld? Vertraust Du ihm? Was ist die größte Währung, die Du jemals in Händen gehalten hast? Wir freuen uns auf Deine Kommentare!