Nachhaltige Finanzanlagen und Geldanlagen mit ETFs, Crowdinvestments und Investitionen in BaumplantagenNachhaltige Finanzanlagen – ob ökologisch-nachhaltig oder ethisch-sozial – sind in aller Munde. Selbst die Krankenkasse Securvita hat in ihrem Magazin 02|2018 hierzu einen Artikel mit dem Titel „Grüne Werte“ veröffentlicht. Ich denke das liegt daran, dass immer mehr Menschen aufwachen und (langsam) kapieren, dass sie sich schon selbst darum kümmern müssen, spätestens im Alter nicht der Altersarmut zu verfallen und am Hungertuch nagen zu müssen. Vater Staat kann das für uns nicht leisten. Das verdeutlicht bereits das 3-Säulen System der Altersvorsorge in Deutschland, bestehend aus gesetzlicher Rentenversicherung, betrieblicher und privater Altersvorsorge.

Allerdings kümmern sich nur wenige Menschen, insbesondere in jungen Jahren, um die zweite und kaum jemand um die dritte Säule. Meiner Meinung nach bislang nicht nur aus Unwissenheit und Faulheit bzw. Bequemlichkeit, sondern auch aus einem Mangel an Angeboten zu nachhaltigen Finanzanlagen.

Was sind nachhaltige Finanzanlagen?

Grundsätzlich versteht man unter nachhaltigen Finanzanlagen eher ökologische, umweltorientierte Investments. Das greift für mich allerdings zu kurz, denn auch ethisch-soziale Investments, z. B. in ein Unternehmen das Autisten an Unternehmen vermittelt, fördern eine positives, nachhaltiges Wachstum der Wirtschaft und Gesellschaft.

Das Pariser Klimaabkommen vom 12. Dezember 2015 führte zu einigen Denkanstößen innerhalb der Europäischen Union, die sich seither verstärkt für die Nachhaltigkeit in der Finanzbranche einsetzt und damit versucht, vermehrt Kapital in ökologisch-nachhaltige (klimafreundliche) Projekte zu manövrieren.

Im Forum nachhaltige Geldanlagen (FNG) kann man eine Definition nachlesen, die auch unseren Vorstellungen entspricht: „Nachhaltige Geldanlagen ergänzen die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um ökologische, soziale und ethische Bewertungspunkte.“

Diese Entwicklung ist durchaus zu begrüßen, da nun auch der Klein- und Privatanleger die Möglichkeit hat, sein Kapital am Finanzmarkt in Projekte und Unternehmen zu lenken, die ihre Rendite nicht damit erzeugen, indem sie Umweltzerstörung und Lohndumping (bei schrecklichen Arbeitsbedingungen) betreiben. Kosten, die nach wie vor in keinem einzigen Produkt oder Dienstleistung eingepreist sind (mehr dazu in unserem Artikel: „Könnte eine Strafsteuer für Ausbeuter-Unternehmen die Welt retten?“) und uns irgendwann sicherlich einholen werden.

Welche nachhaltigen Geldanlagen gibt es?

Es gibt eine ganze Reihe nachhaltiger Finanzanlagen. Im folgenden möchten wir einige interessante Möglichkeiten vorstellen. Wer nun hier Haarspalterei betreiben will, wird mit unserer Übersicht sicherlich (mal wieder und so typisch deutsch) nicht zufrieden sein und das berühmte Haar in der Suppe suchen. Das lässt uns mittlerweile ziemlich kalt. Das liegt daran, dass wir über die Jahre von fundamentalen Idealisten zu pragmatischen Utopisten geworden sind. Aus unserer Sicht ist es tausend Mal besser, überhaupt etwas zu tun, als im gemütlichen Wohnzimmersessel mit ausgestrecktem Zeigefinger über die Unzulänglichkeiten zu schimpfen und dies letzten Endes, um das eigene Nichtstun zu rechtfertigen.

Ökologische, nachhaltige, ethische, soziale ETFs

Wir sind große Fans von ETFs. Gerade sogenannte „Exchange Traded Funds“ bieten eine tolle Möglichkeit, auch als „kleiner“ Privatanleger an den Entwicklungen des Finanzmarktes und des allgemeinen Wirtschaftswachstums (und der Geldflut der EZB) teilzuhaben.

Gerade im ETF-Sektor Nachhaltigkeit hat sich dabei in den letzten Jahren viel getan. Mittlerweile kann man zwischen einer ganzen Reihe nachhaltiger ETFs wählen. Dabei werden grundsätzlich zwei Arten nachhaltiger ETFs unterschieden:

  • Ethisch soziale ETFs
  • Ökologisch nachaltige ETFs

Die 8 besten Anbieter im ETF-Vergleich

Ethisch-soziale ETFs

Zur ersten ETF-Gruppe zählt man im Allgemeinen Investitionen in Fonds die Indizes abbilden, die gewisse ethische oder religiöse Kriterien wahren. Unternehmen bzw. sogenannte „Sünden-Aktien” werden bei Nachhaltigkeitsindizes ausgeschlossen. Dazu zählen Aktien von Unternehmen, die ihr Geld mit Alkohol, Tabak, Waffen bzw. Rüstung, Glücksspiel, Pornografie, Genetik, oder Produkten der Nuklearindustrie verdienen. Ein tolles Beispiel ist der MSCI Europe SRI (SRI steht für social responsable investing). Dieser Nachhaltigkeitsindex hat interessanterweise im Vergleich zum MSCI Europe (der die stärksten europäischen Aktien beinhaltet) in den letzten Jahren praktisch dieselbe Performance hingelegt!

Ökologisch-nachhaltige ETFs

Zur zweiten ETF-Gruppe zählt man im Allgemeinen Investitionen in Fonds die Indizes abbilden, die gewisse ökologisch-nachhaltige Kriterien wahren. Unternehmen, die mit Umweltzerstörung ohne Rücksicht auf Verluste ihr Geld verdienen, werden also nicht aufgenommen. Interessant sind die sogenannten ESG-Kriterien für ökologisches Wirtschaften, gesellschaftliche Verantwortungsübernahme und Unternehmensfürhung sowie die Rating-Agenturen RobecoSAM und Sustainalytics. In Deutschland gibt es seit einigen Jahren den sogenannten Natur-Aktien-Index (NAI) der durch den aktiv verwalteten Fonds „GreenEffects“ abgebildet wird. Leider sind aktiv verwaltete Fonds mit höheren Kosten (TER) und einem Ausgabeaufschlag verbunden, was sie für uns etwas unattraktiv macht. Allerdings muss man dem Fonds „GreenEffects“ zugute halten, dass er in den vergangenen fünf Jahren einen höhren Kursgewinn verzeichnen konnte als der DAX!

Als Fans von ETFs gibt es leider noch nur sehr wenige ökologische Alternativen. Hoffentlich bessert der Markt hier bald nach und antwortet auf die zunehmende Nachfrage. Momentan gibt es ETFs wie beispielsweise den World Water, Dow Jones Sustainability Screened oder Nykredit Invest Engros Globale Aktier Basis ESG, Solactive Sustainability die aber nur zum Teil an der Deutschen Börse gehandelt werden oder eben nicht bei jedem Depotanbieter gezeichnet werden können.

Ökologische, nachhaltige, ethische, soziale Aktien

Nun weißt Du sicherlich, dass ETFs aus einem Bündel von Aktien bestehen, das gewisse Anforderungen erfüllen muss. Das heißt natürlich, dass wir bei Aktien eine deutlich größere Auswahl an Finanzanlagen haben. Auf der anderen Seite bedeutet ein Investment in eine Aktie immer ein größeres Risiko, weil wir unser Kapital stärker konzentrieren. Darüber hinaus sind Aktieninvestments unter 500 Euro pro Aktie kaum lohnenswert, wenn man die dabei entstehenden Transaktionskosten betrachtet. Gegenüber ETFs haben Aktien allerdings den großen Vorteil, dass sie keine laufenden Kosten verursachen (der TER bei ETFs).

Wer sich für nachhaltige Aktien interessiert sollte unbedingt mal bei der boersenag.de (nachhaltige Aktien) vorbeischauen, dort sind unzählige Einzelwerte aufgelistet. Ein berühmtes Positivbeispiel, wie man mit nachhaltigen Aktien richtig Asche machen kann, ist die Aktie von Tesla, die mittlerweile (21.03.2018) stolze 262€ pro Stück kostet.

Ökologische, nachhaltige, ethische, soziale Crowdinvestments

Crowdinvestments sind in meinen Augen für all jene, die nach nachhaltigen Finanzprodukten Ausschau halten eine perfekte Ergänzung zu Aktien und/oder ETFs. Schließlich kann man bei Crowdinvestments ganz genau gucken und verfolgen, worin man sein Geld investiert. Darüber hinaus hilft man gerade Startups oder Jungunternehmen mit wichtigem Eigenkapital damit, auf die Füße zu kommen. Crowdinvestments funktionieren ähnlich wie Unternehmensanleihen. Man erhält also am Ende der Laufzeit sein Geld plus Zinsen zurück und profitiert unter Umständen sogar von einem steigenden Unternehmenswert!

Gerade Companisto* hat häufig wirklich zukunftsweisende Anlagemöglichkeiten. Obwohl ich zuletzt mit einem Investment auf die Schnauze gefallen bin (das Unternehmen musste nach nicht einmal einem Jahr Insolvenz anmelden und das Investment war futsch), finde ich die Plattform nach wie vor genial!

Investieren in Bäume bzw.  Baumplantagen als nachhaltige Geldanlage

Ja, auch das gibt es 😀 Und es ist eine wunderbare Sache! Seit einigen Jahrzehnten haben unsere Wälder mit zunehmender Abholzung und die so wichtige Lunge unseres Planeten, der Urwald, mit Kahlschlag zu kämpfen. Das Kernproblem liegt in einer fehlenden Wiederaufforstung, da die Flächen anschließend für große Plantagen bestimmter Monokulturen (z. B. Palmöl) genutzt werden. Das hat weitreichende Konsequenzen für unseren Planeten. Wir brauchen Wälder aus zwei Gründen ganz besonders. Sie kühlen unseren Planeten, was enorm wichtig für eine Einbremsung der Klimaerwärmung ist und zudem verwandeln Wälder Kohlenstoffioxid in Sauerstoff, den wir atmen. Darüber hinaus ist Holz das Baumaterial der Zukunft. Gutes Holz kann so teuer wie Gold sein.

Durch einen Leser bin ich dadurch auf die Webseite Treeme.com gestoßen worden, die damit wirbt, dass man sich dort ein Baumfairmögen aufbauen kann. In der Regel wird man durch Bauninvestitionen Gesellschafter eines geschlossenen Fonds. Das heißt, es wird zunächst Geld von Anlegern eingesammelt, das anschließend in Flächen investiert wird, wo Baumplantagen entstehen. Das Investment ist somit ein langfristiges, in der Regel mit einem Anlagehorizont von 20 Jahren. Das heißt, dass am Ende des Baum-Wachstumszyklus durch Ernte und Verkauf der Bäume die Rückzahlung der Investition plus Rendite (häufig zweistellig) gewährleistet wird.

Alternativ kann derjenige, der Zeit und Muße hat, natürlich auch selbst Waldflächen kaufen, die er selbst bewirtschaftet. Das verspricht eine deutlich höhere Rendite, ist aber auch mit stetigem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden. Schließlich will der Wald gepflegt und vor „Ungeziefer“ geschützt werden.

Vorteile von nachhaltigen Finanzanlagen

Nachhaltige Finanzanlagen sind eine tolle Sache und gehören für mich in jedes Portfolio. Sowohl ökologisch-nachhaltige als auch ethisch-soziale Investments machen einen wesentlichen Teil meines Portfolios aus. Sie sind mir sympathisch, weil ich damit mein Geld pragmatisch utopistisch anlegen und vermehren kann.

Nun fragst Du Dich bestimmt, ob nachhaltige Finanzanlagen nicht totale Renditekiller sind, oder? Die Antwort hat mich damals ziemlich überrascht. Denn ganz im Gegenteil zur weit verbreiteten Falschmeinung, dass nachhaltige Finanzanlagen doch keine Rendite bringen würden, gehören sie nicht selten sogar zu den renditestärksten und sichersten Anlageformen überhaupt!

Die Studie der Universität Oxford „From Stockholder to the Stakeholder“ hat herausgefunden, dass Unternehmen, die nachhaltig denken, ihren Anlegern mehr Rendite bei gleichzeitig geringeren Risiken bieten. Man konnte bislang übrigens nicht beweisen, dass Unternehmen (Aktien) mit ökologisch-nachhaltiger bzw. ethisch-sozialer Ausrichtung weniger Rendite erzeugen!

Nachteile von nachhaltigen Finanzanlagen

Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch nachhaltige Finanzanlagen mit Risiken behaftet sind. Doch solltest Du es noch nicht wissen, Rendite kommt von Risiko. Wer letzteres nicht eingehen möchte, muss sich mit 0,1 Prozent Zinsen auf dem Tagesgeldkonto eingehen (und ist immer noch einem geringen Risiko ausgesetzt).

Häufig ist bei ETFs zu beobachten, dass ihr Fondsvermögen (noch) kleiner als 100 Mio. € ist. Das erzeugt ein gewisses Risiko der Fondsschließung (was allerdings nicht heißt, dass Dein Geld weg wäre), sollten dem Finanzmarkt mal härtere Krisenzeiten bevorstehen. Auf der anderen Seite ist eben auch bei ETFs darauf zu achten, dass man über ETF-Klassen hinweg diversifiziert und damit konzentriertes Risiko vermeidet.

Crowdinvestments sind vielleicht sogar als noch etwas riskanter Einzustufen, da Du einen Totalverlust erleiden kannst und Dein Geld dann womöglich weg ist.

Bei Bauminvestitionen ist es ähnlich. Du weißt beispielsweise nicht, wie sich das Waldstück entwickelt und welchen Preis das Holz zum Zeitpunkt des Verkaufs in der weiteren Zukunft erzeugen wird. Auch politische Unwägbarkeiten gerade in Entwicklungsregionen können im Worst-Case zu einem Totalverlust führen – aber dieser besteht bei Kapitalinvestitionen ja immer. Daher ist Diversifikation eben so wichtig!

Nachhaltige Finanzanlagen – eine GroKo

Was hat die GroKo denn mit nachhaltigen Finanzanlagen zu tun? Aus meiner Sicht sind nachhaltige Finanzanlagen eine wunderbare Möglichkeit, vielen Privatanlegern die Chance zu eröffnen, ihre Investitionen mit persönlichen Präferenzen zu vereinen. Das wäre noch vor einem Jahrzehnt kaum möglich gewesen.

Dabei ist ein Punkt besonders wichtig. Diversifikation. Deine Kapitalinvestitionen breit zu streuen ist die wichtigste Aufgabe, die Du als Privatanleger gewährleisten musst. Es ist für mich nicht so wichtig, ständig zu beobachten, was passiert. Schließlich bin ich langfristiger Faulbär-Investor. Viel wichtiger ist für mich, zu gewährleisten, dass ich nicht alle Eier in einen Korb lege – das gilt auch für die Investitionen in nachhaltige Finanzanlagen. Je breiter Du investiert bist, umso stärker streust Du das Risiko – nichts könnte als Privatinvestor wichtiger sein. Und dass Du nur langfristig verfügbare Gelder investierst, sollte sich von selbst verstehen.

Was hältst Du von nachhaltigen Finanzanlagen? In welche investierst Du? Für welche interessierst Du Dich? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!